Dienstag, 30. September 2014

Studi- und Kulturticker vom 29. September bis 5. Oktober 2014

KIRCHENNACHT!

Am Donnerstag, den 2. Oktober, laden viele Würzburger Gotteshäuser zur „Nacht der offenen Kirchen“. Unter dem Motto „Treffen Sie Gott und die Welt“ finden nicht nur festliche Gottesdienste statt, vielmehr wird auch zu Führungen und Musikveranstaltungen geladen. Daher ist die „Nacht der offenen Kirchen“ sicher für Würzburger aller Weltanschauungen ein Erlebnis.


MUSEUMSNACHT! 

Am Samstag, den 4. Oktober, öffnet die Residenz zur festlichen Residenznacht ihre Pforten. Kunst, Kultur und Musik locken Besucher aller Altersklassen zu einem ungezwungenen, aber durchaus ein bisschen glamourösen Fest der Kultur. Los geht’s ab 19 Uhr, Karten kann man an der Kasse der Residenz erwerben.  

KINONACHT!

 Wer es lieber deftig mag: Am Donnerstag hält ein Gruselschocker der anderen Art Einzug in die deutschen Kinos! „Dracula Untold“ (man beachte das l) konzentriert sich auf die Vorgeschichte des sagenumwobenen Vampirs. Der mit Luke Evans („Bard“ aus den Hobbit-Filmen) starbesetzte Streifen lockt mit atmosphärischen Bildern und der Garantie auf Gänsehaut.

Donnerstag, 25. September 2014

Buddha in Würzburg



Meditieren und Geist, Glück und Erleuchtung, Dalai Lama und der 16. Karmapa – beim Tag der offenen Tür im Buddhistischen Centrum Würzburg konnten Interessierte mehr über den Alltag und die Weltanschauung eines Buddhisten in Deutschland lernen.

Das Meditationszimmer: Im Hintergrund eine goldene Buddahstatue und Bilder wichtiger Persönlichkeiten

 Der Treffpunkt für Angehörige des buddhistischen Glaubens im Kreis Würzburg ist eine wunderschöne, helle Altbauwohnung mit hohen Decken und großen Fenstern in der Kaiserstraße. Nicht nur den rund achtzig festen Mitgliedern stehen dort die Türen offen, regelmäßig ist das Centrum auch speziell für Besucher geöffnet. Mit Einführungsvorträgen, gemeinsamen Meditationen und Gesprächen bei einer üppigen Kuchenauswahl können Interessierte mehr darüber lernen, wie die buddhistische Lebensweise aktiv in unserer heutigen Gesellschaft praktiziert wird.

Umstrittener Gründer
 
Das Center in Würzburg wurde 1972 von dem Dänen Ole Nydahl gegründet. Dieser trägt die Bezeichnung ‚Lama‘ und gilt als bekanntester, aber gleichzeitig auch umstrittenster Lehrer des Buddhismus in Europa. Vor knapp fünfzig Jahren reiste Lama Ole, wie er von seinen ‚Freunden‘, den Anhängern seiner Glaubensrichtung, genannt wird, nach Tibet. Dort traf er den 16. Karmapa, eine bedeutende Persönlichkeit des Diamantweg-Buddhismus. Nach dieser für ihn sehr eindrucksvollen Begegnung machte es sich der Däne zur Lebensaufgabe, in Europa den Buddhismus bekannt zu machen – mit Erfolg, wie man an weltweit mehr als 600 von ihm gegründeten Zentren sieht.
Viel Wert legen die Buddhisten darauf, dass sie niemanden missionieren, sondern nur überzeugen und den ‚richtigen Weg‘ weisen wollen. Dies tut Lama Ole Nydahl mit viel Inbrunst, Energie und Überzeugungskraft. Seine Anhänger sehen zu ihm als weisen, gebildeten Lehrer auf, es herrscht ein starker Personenkult um ihn. Sieht man sich in der Würzburger Wohnung um, ist sie dekoriert mit Fotos, Postern und Büchern von Lama Ole. Es erweckt den Eindruck, als sei er den Anhängern des Diamantweg-Buddhismus beinahe wichtiger als die goldene Buddha-Statue, die im Meditationszimmer thront. Doch besonders diese extrem starke Bedeutungsbeimessung wird sehr kontrovers diskutiert. Was für Ole Nydahls Schüler als ein großes Talent zum Sprechen gilt, ist für die Kritiker Manipulation, klare Statements Radikalismus, seine Selbstsicherheit Arroganz. „Er macht den Mund auf, wenn er Ungerechtigkeit in der Welt sieht“, erklärt dies Christiane Braun aus Kitzingen, die seit 2003 Mitglied des Würzburger Centers ist. Im Internet findet man hingegen diverse Vorwürfe des Rassismus und des Rechtsradikalismus. Auch wird gespottet, er vertrete eine Art „europäischen Buddhismus light“, der mit den Grundzügen des ursprünglichen Glaubens nur noch wenig Gemeinsamkeiten habe.

Alte Traditionen im Alltag nicht mehr passend

 Hier muss sich natürlich die Frage gestellt werden, ob dies nicht in unserer heutigen, westlichen Gesellschaft mit fast jeder Glaubensrichtung der Fall ist, schließlich nehmen Religionen immer weniger Platz in unserem Leben ein und müssen sich der schnelllebigen, modernen Gesellschaft anpassen. „Spezielle Gewänder, Rituale und Traditionen lassen sich heute in Europa oft schwer umsetzen und sind wenig zeitgemäß“, sagt Christiane Braun. So plane sie zwar jeden Tag Zeit zum Meditieren ein, viele alte Traditionen seien aber im Alltag nicht mehr passend.
 „Buddhas, und damit auch unser erklärtes Ziel war und ist es, dass Menschen das wahre Glück finden. Niemandem soll etwas aufgedrängt werden. Findet jemand sein Glück und die Erfüllung in einem anderen Glauben, ist das gut; darüber freuen wir uns“, betont Christiane Braun, die sich seit mehr als 15 Jahren als Buddhistin bezeichnet und in Würzburg ein aktives Mitglied des buddhistischen Vereins ist. Bewusst müssen sie sich als Verein bezeichnen, denn in Deutschland ist der Buddhismus keine anerkannte Religion. Dies störe die meisten aber wenig, denn „dadurch ersparen wir uns viel Bürokratie“.

Furchtlosigkeit, Freude und Liebe als Hauptkomponente der Erleuchtung

Die Würzburger sind Anhänger des Diamantweg-Buddhismus, im Fachjargon der Karma-Kagyü-Schule, einer der drei großen Richtungen des buddhistischen Glaubens. Im Mittelpunkt stehen hier die Lehren und das Meditieren. Drei Mal wöchentlich treffen sich die Würzburger in der Kaiserstraße zum gemeinsamen Meditieren, sogenannte Schlüsseltreffen, weil extra dafür das Center aufgeschlossen wird. Hier sind jederzeit Gäste willkommen.
Buddhisten versuchen sich täglich Raum zum Meditieren zu schaffen, um in dieser Zeit jegliche Gefühle zu vergessen und dem größten Glück, der absoluten Freude, näher zu kommen. Dass das eigentliche Ziel eines jeden Buddhisten, nämlich die Erleuchtung, nur von den wenigsten in ihrem Leben wirklich erreicht wird, stört die Anhänger wenig. Auch Lama Ole habe dies noch nicht erreicht. Die drei Hauptkomponenten der Erleuchtung sind die totale Furchtlosigkeit, eine aus sich selbst entstehende Freude und eine tatkräftige Liebe. Sie vereint also sozusagen all das, wonach sich wohl jeder Mensch auf dieser Welt sehnt und was in den meisten Religionen oder Glaubensrichtungen gesucht wird. Der Buddhist ist überzeugt, dies alles in sich selbst und in der Meditation finden zu können. „Schließlich ist alles vergänglich“, erklärt Christiane Braun, „auch das Leben ist letztendlich nur eine Illusion, aus der wir erwachen wollen. Unser Körper ist der Palast des Buddha-Geistes.“
Die Buddhisten sehnen sich nach Freude, Glück, Frieden, Toleranz und Liebe – wirklich schöne Eigenschaften, die sich in unserer Welt wohl jeder wünschen und danach streben sollte. Ob er dies im buddhistischen Glauben findet, sei jedem selbst überlassen. 

Wer sich mehr dafür interessiert, kann sich auf Buddhismus Würzburg näher informieren oder mal in der Kaiserstraße 12 vorbeischauen.

Text und Bild: Friederike Wehrmann

Dienstag, 23. September 2014

Studi- und Kulturticker: 23.- 28. September 2014

BaRock!

Die Residenz sonnt sich im Glanz alter Zeiten: "Arien, Amouren, Anektoden" aus der Zeit des Barock werden am Mittwoch ab 19.30 Uhr im Gartensaal zum Besten gegeben. Begleitet von den stilecht gekleideten Tänzern der Hans-Sachs-Gruppe Schweinfurt entführen Musikeinlagen und Lesungen in jene Epoche, in der die ganze Welt auf Würzburg blickte: Ein Abend für Romantiker und Lokalpatrioten.

Konzert!

Am Freitag ab 20 Uhr spielt Jan Delay in der s.Oliver Arena auf. Und der kann eigentlich alles, immerhin vereinen seine Alben Hip Hop, Reggae, Soul, Funk und nun auch Rock - der Vollblutmusiker wird dem Würzburger Publikum also sicher ordentlich einheizen!

Kino!

Das Central zeigt am Samstag um 18 Uhr den Film "Die langen hellen Nächte", die berührende Geschichte zweier Freundinnen im Georgien der Zwanziger Jahre, die versuchen, der alltäglichen Spirale der Gewalt zu entkommen. Ein lebensbejahender Film in poetischen wie kraftvollen Bildern.

Montag, 22. September 2014

Ein Auslandssemester in Oslo

Leben in Norwegen

Seit sechs Wochen ist unsere Reporterin Janina nun für ihren Erasmus-Aufenthalt in Norwegen. In unserer neuen Serie hält sie ihre Eindrücke und Gedanken dazu fest. Ihren eigenen Worten zufolge, hat sie sich außerhalb Deutschlands noch nie in einem anderen Land so pudelwohl und zu Hause gefühlt. In den kommenden Monaten berichtet Janina hier über ihre Erlebnisse, Reisen, Ausflüge und natürlich über das Studentenleben in Norwegen.

"Warum Norwegen?", hat mich mein Buddy in der ersten Orientierungswoche an der Universität Oslo gefragt. Norwegen, wo doch gerade hier das Studentenleben mit Ausgehen, Wohnen und Essen so furchtbar teuer ist. Nach sechs Wochen weiß ich die Antwort, warum es gerade Norwegen sein sollte – landschaftlich ist es eines der schönsten Länder auf unserem Planeten.

Für Janina ist Norwegen eines der landschaftlich schönsten Länder auf unserem Planeten

Aber nicht nur die Wanderungen und Ausflüge im Norden machen ein Auslandssemester unentbehrlich. Insbesondere sind es meine Mitbewohner, die kommunikativen Erasmusstudenten oder die Natur Norwegens, die mir das Gefühl von Geborgenheit und Glück vermitteln. Geborgen und trotzdem unabhängig. Vielleicht sind es aber auch meine eigenen veränderten Einstellungen oder geringen Erwartungen, die das Leben hier so viel einfacherer und lockerer erscheinen lassen. Kein Druck, eine gesunde Portion Stress und ein hoher Grad an Gelassenheit. Ein Erasmus-Semester heißt das Studentenleben in vollen Zügen zu genießen: eine große Wohngemeinschaft, insgesamt sieben internationale Studenten, die gemeinsam abends kochen und stundenlang gemeinsam in der Küche sitzen. 

Geborgen und trotzdem unanbhängig: So lässt sich das Erasmussemester in Norwegen beschreiben

Zwischen Oslo und mir war es Liebe auf den zweiten Blick. Doch jetzt lässt mich diese Stadt gar nicht mehr los. Eine wunderbare Vielfalt aus Großstadtleben, Hipster Vierteln, arabischen Gemüsemärkten, stuckverzierten Altbauten und natürlich eine atemberaubende Fjordlandschaft. Insgesamt einfach eine wunderbare Lage für eine Großstadt, die ihren Einwohnern viel Grün zum Durchatmen bietet. In welcher Hauptstadt sonst kann man mit der T-Bane in 20 Minuten in der nahezu unberührten Natur der Nordmarka radeln, joggen, spazierengehen oder ein paar Runden um den schönsten See der Stadt drehen? Oder in zehn Minuten vom Hafen auf einer der zahlreichen Inseln mit Blick auf die Hauptstadt das Leben genießen, schwimmen oder nur die Füße ins kalte Nass halten? Oslo ist facettenreich und genau das macht diese Stadt so unglaublich spannend und unverwechselbar. In den nächsten Wochen berichte ich von der Vielfalt der Hauptstadt im Norden.

Oslo - die vielfältige Stadt im Norden

Das gute Gefühl allein durch die Anwesenheit und ein Studium im Ausland einen positiven Nachweis in meinem Lebenslauf zu hinterlassen, aber dennoch nichts nachhechten zu müssen. Die Dinge auf mich zukommen lassen. So denke ich bereits mit Wehmut an die Abreise im Dezember. Aber bis dahin habe ich noch knapp vier Monate Zeit, dass wohl aufregendste Semester meines Lebens zu verbringen. Also Schluss mit unnötiger Melancholie und „hei studentliv- Hallo Studentenleben“ in Norwegen.

Text und Bilder: Janina Renk

Montag, 15. September 2014

Fröhliche und lächelnde Gesichter statt Schlechtwettermiene beim 11. Stramu-Festival in Würzburg


„Am Wochenende steht uns viel Regen bevor. Das richtige Wetter, um es sich zu Hause gemütlich zu machen und die Füße hochzulegen“, riet die freundliche Stimme aus dem Radio im Wetterbericht. Diese verdient ihren Lebensunterhalt auch nicht als Straßenkünstlerin. Doch Vollblutmusiker, Artisten und Akrobaten lassen sich von ein wenig Wasser und Wind nicht aufhalten, schon gar nicht, wenn das 11. internationale Straßenkunstfestival in Würzburg vor der Tür steht. 

Trotz Regen zog es viele Menschen auf die Straße zum 11. Stramu

 Beinahe 60 Gruppen und Einzeldarbietungen waren am Wochenende in der Würzburger Innenstadt zu bewundern. Dabei reichte das Angebot sehr weit von klassischer Volksmusik, über afrikanische Klänge bis hin zur Feuerschau. Weil das Stramu ein Hutfestival ist, bei dem die Künstler weder Gagen erhalten noch an Eintrittsgeldern verdienen, sind sie auf Spenden angewiesen. Wer jetzt denkt, dass Passanten an einem verregneten Samstagnachmittag nur rasch ihre Einkäufe erledigen möchten und sich dann schnellstmöglich auf den Heimweg machen, der hat definitiv etwas verpasst. Die Musiker animierten die Fußgänger, nicht nur zuzuhören, sondern mitzumachen. Ob Klatschen, Tanzen oder Mitsingen, alles war erwünscht. 

Die Band „LOKomotive“ beispielsweise machte ihrem Namen alle Ehre und wusste, was es heißt einzuheizen. Auf den ersten Blick sieht die Gruppe aus wie eine typische, sehr kleine Blaskapelle. Aber erlebt man ihren Auftritt, weicht dieses Vorurteil schnell Staunen und Begeisterung. Sie mischen schnelle Rhythmen mit einer gekonnten Performance, sodass man das Gefühl bekommt mittanzen oder wenigstens wippen zu müssen. Ihre Darbietung entsprach weniger einem einstudierten Auftritt vor Publikum, sondern erinnerte beinahe an eine Unterhaltung – unter den Musikern aber auch mit den Fußgängern. 

Die Band "LOKomotive" heizte dem Publikum kräftig ein

 Eine weitere Menschentraube ließ sich vor dem Sänger Tristan O’Meara ausmachen, der es beherrscht mehrere seiner acht Instrumente gleichzeitig zu spielen und dazu noch seine emotionale, tiefe Stimme erklingen lässt. Hört man ihm nur wenige Takte zu, so meint man, begleitet vom schwirrenden Klang des Didgeridoos, sich mitten in Australien zu befinden. 

Acht Instrumente gleichzeitig spielt Tristan O'Meara

 Aber nicht nur den Ohren wurde viel geboten, sondern es gab auch viel zu sehen. Die Jonglage- und Diabolokünstler unterhielten vor allem die sehr jungen Stadtbesucher. „Double Take“ beeindruckte zum Beispiel mit sehr schnellen Bewegungen und dem Wechselspiel von Keulen und Bällen, gespickt mit spontanen und humorvollen Bewegungen. 

 
Nicht nur fürs Ohr, sondern auch fürs Auge war viel geboten: Hier die Straßenkünstlerin "Double Take"

Bei so viel Aufregung und Vergnügen wurde natürlich auch für das leibliche Wohl gesorgt. Verschiedene Bäcker und Restaurants hatten eigene Buden aufgestellt, in denen es neben Wein und Bier jede Menge Leckereien, wie duftende Flammkuchen, herzhafte Bratwurstbrötchen und italienische Pizza gab. 

Auch für das leibliche Wohl wird auf dem Stramu bestens gesorgt

 Fazit am Ende des Festivals: Vom trüben Wetter war dank der hervorragenden Auftritte der internationalen Künstler keine Spur mehr übrig. Die Fußgänger in Würzburgs City tanzten mit Regenschirmen in der Hand und zeigten statt Schlechtwettermiene durchweg fröhliche und lächelnde Gesichter. Und wer übrigens der Meinung ist, Straßenmusik sei etwas für Laien, dem sei gesagt, dass der Stargeiger David Garrett, der Popsänger Reamonn oder die Gruppe Passenger ihre Karriere genau auf diese Weise begonnen haben. 


Text und Bilder: Claudia Niedermeier