Mittwoch, 16. April 2014

Rom - Die ewig beschwingte Stadt

Goethe nannte sie die „Hauptstadt der Welt“, Gallierhäuptling Majestix schlicht ein „ganz hübsches Städtchen“. Dabei steht außer Frage, dass kaum eine andere Kapitale Geschichte und Kultur eines ganzen Kontinents so maßgeblich geprägt hat wie Rom. Seit über 2000 Jahren Machtzentrum weltlicher wie geistlicher Herrscher und Heimstatt vielfältigster Künste ist die Stadt am Tiber doch mehr als antike Ruinen und überfüllte Gemäldegalerien. Wer sich auf sie einlässt, dem präsentiert sie sich als lebensfrohe, übermütige und - trotz ihres beachtlichen Alters - erstaunlich jugendliche Metropole.

An jeder Wegzweigung eine Kirche, ein Fluss in einem Talkessel, großzügige Grünanlagen im Stadtkern und heillos überfüllte Buslinien – dem Würzburger kommt all dies sofort ein wenig bekannt vor. Auch die exzessiv gelebte Leidenschaft für Wein und gutes Essen dürfte es dem Besucher aus Franken erleichtern, sich an den sieben Hügeln schnell heimisch zu fühlen, sodass er sich erwartungsvoll auf Entdeckungsreise durch die italienische Hauptstadt begeben kann. Wer dabei auch einmal jene Stadtteile besucht, die weniger große Touristenschwärme anziehen, und dabei ein Gefühl für das Alltagsleben im Viertel entwickelt, wird außerdem feststellen, dass Rom trotz aller Welt immer noch ein wenig Provinzniveau zu bieten hat.

 Viele Wege führen nach Rom…

 Dabei stehen längst nicht alle Wege dem studentischen Geldbeutel offen. Wer sich die stolzen Preise der Bahn nicht leisten kann und aus Rücksicht auf diesen schönen Planeten den Urlaub nicht unbedingt ab Frankfurt Airport antreten möchte, dem sei eine Fahrt mit dem in München ansässigen Busunternehmen Eurolines empfohlen. Das unschlagbare Angebot von 130 Euro für Hin- und Rückfahrt macht dann auch die zwölf anstrengenden Anfahrtsstunden wieder wett. Vom römischen Busbahnhof Tiburtina ist es nicht weit bis zum Hauptbahnhof Termini, wo sich preiswerte Hostels und Jugendherbergen befinden. Dieses zentral gelegene Viertel eignet sich außerdem hervorragend als Ausgangspunkt für Erkundungstouren durch die Ewige Stadt.
In den verwinkelten Straßen der Innenstadt

 Von Kaisern, Päpsten und Dichterfürsten

 Der frühe Vogel hat manchmal doch gar nicht so unrecht, denn wer bekannte Sehenswürdigkeiten wie das antike Herz der Stadt oder den Vatikan ansteuern möchte, sollte das möglichst zeitig tun. In der Mittagshitze stundenlang in der Schlange zu stehen macht nämlich bei weitem nicht so viel Spaß wie ein Spaziergang über die noch nicht von Menschenmassen überflutete Ruinenlandschaft des Forum Romanum auf den Spuren Caesars oder der Blick über das morgendliche Rom von der Balustrade der Peterskuppel. Auch der Besuch der großen Museen wie den Musei Vaticani oder den Musei Capitolini, die einige der bedeutendsten Kunstwerke Europas beherbergen, sollte nicht später als zwölf Uhr erfolgen. Dann hat man sogar eine Chance, unter Michelangelos Fresken in der Sixtinischen Kapelle einen Moment stehenbleiben zu dürfen, um sie ausgiebig zu bewundern. Am Mittwochmorgen besteht außerdem die Möglichkeit, an einer der wöchentlich stattfindenden Generalaudienzen des Papstes auf dem Petersplatz teilzunehmen, die Menschen aus aller Welt zusammenbringen – ein Erlebnis, nicht nur für Katholiken.

Aber lasst uns die allzu ausgetretenen Touristenpfade verlassen! Als Ausgleich für die völlig unstudentische Aufstehzeit ist nun ein wenig Erholung angebracht. Öffentliche Parkanlagen hat Rom fast so viele zu bieten wie Kirchen, besonders schön ist der Park Villa Borghese auf dem Pincio, dem „achten Hügel Roms“. Abseits vom Trubel der Hauptstadt und doch mitten in ihrem Zentrum lädt der ehemalige Garten des Kardinals Borghese zu ausgiebigen Picknicks im Grünen ein. Germanisten sollten den Abstieg des Pincio über die Piazza del Popolo wählen, von der aus man in wenigen Gehminuten die Via del Corso 18 erreicht, hinter deren schlichter Fassade ein gewisser Johann Wolfgang von Goethe die eigenem Bekunden zufolge „glücklichste Zeit“ seines Lebens verbrachte. Heute beherbergt das Haus ein Museum, das anschaulich den Alltag und die künstlerische Tätigkeit des berühmten Dichters am Tiber dokumentiert. Anglisten hingegen sollten über die Spanische Treppe in die Stadt zurückkehren, an deren Fuß das Shelley und Keats-Museum mit einer liebevoll gestalteten Ausstellung auf sie wartet.

Blick auf das Forum Romanum
 
Auf Reisen in der Unterwelt

 Trotz des Strebens nach perfekter bella figura sollte man in diesem Urlaub auf gutes Schuhwerk nicht verzichten, denn die Erkundung der Stadt zu Fuß lohnt sich allemal. Vorbei an Trevi-Brunnen (Nicht vergessen: Eine Münze für die Rückkehr einwerfen, aber bitte nicht Anita Ekberg imitieren, gibt für gewöhnlich Ärger!), Kolosseum und den Thermen des Caracalla erreicht man vom Pincio aus die Via Appia Antica, die wichtigste und am besten erhaltene der antiken Ausfallstraßen. Die Grabmäler altrömischer Familien entlang des Kopfsteinpflasters ermöglichen einen faszinierenden, weil fast intimen Einblick in die Glanzzeit des Imperiums. Am Stadttor San Sebastiano führt der Weg in die Vergangenheit schließlich buchstäblich in die Unterwelt: Die gleichnamigen Katakomben entführen furchtlose Besucher in eine Parallelwelt im Zwielicht, eine Stadt unter der Stadt, in der sich einst die frühen Christen zu ihren geheimen Gottesdiensten versammelt haben sollen. Diejenigen, die den Weg in das 21. Jahrhundert wiedergefunden haben, sollten den Abend im beschaulichen Viertel um das alte Stadttor ausklingen lassen. In der Nähe der Porta San Sebastiano verkauft ein junger Römer mit unvergleichlicher Begeisterung in seiner „Gelateria Willy Wonka“ fantasievolle Eiskreationen aller Geschmacksrichtungen an die liebe Nachbarschaft, die sich hier gerne mal zum Plausch trifft. Da kann es sogar mal passieren, dass die offenen und hilfsbereiten Italiener die Besucher aus Deutschland beim Einkauf im nächstgelegenen Supermarkt unterstützen - und sie mit ernster Miene  über die Wahl der richtigen Nudelsorte belehren. Wer noch genug Energie für die Erkundung des Nachtlebens aufbringt, den erwartet das auf der anderen Seite des Tibers gelegene Viertel Trastevere mit seinen unzähligen Bars und Lokalen. Die unbedingte Lebensfreude der alten Dame Rom ist hier besonders ansteckend!


Vom antiken Stadttor San Sebastiano aus ist es nur noch ein kurzer Weg in die Unterwelt -
und zur "Gelateria Willy Wonka"
 

La Cucina Italiana

 Oh ja, sie verdient wirklich ein eigenes Kapitel: Der sinnenfreudige Student mit gesunder Abneigung gegen Fast-Food-Ketten wird seine helle Freude daran haben, die italienische Küche näher kennenzulernen. Die italienische Küche. Nicht unbedingt die römische. Ein lebenswichtiger Unterschied, ist die römische Küche doch vor allem für ihre etwas derbere Kost bekannt. Wer also in der Mensa sonst eher zum vegetarischen Gericht greift, weil das Schnitzel einen leichten Fettrand aufweist, sollte typisch römische Lokale meiden. Allen anderen seien jene Gastwirtschaften in Trastevere wärmstens empfohlen, die tatsächlich noch traditionelle Gerichte zubereiten.
 
Doch alles auf Anfang: Der perfekte Start in den Tag verlangt nach einem Cappuccino und einer typisch italienischen Süßspeise – etwa Castagnola di Roma, süße Maronenhäppchen, oder Pizelle e Rosette, Waffeln mit Honig und Puderzucker, – in einem der hervorragenden kleinen Cafés unweit des Pantheon, einem beeindruckenden, da gut erhaltenem antiken Tempel. Wer nicht sofort preisgeben will, dass er kein waschechter Römer ist, begnügt sich morgens jedoch mit einem Cappuccino und einem Croissant im Stehen. Zu späterer Stunde trinkt man nur noch caffè – nicht Milchkaffee, sondern Espresso. Mittags ist ein großes Essen nicht unbedingt üblich, doch findet man überall in der Stadt Cafés, die leckere Panini und andere Snacks verkaufen – wenn auch nicht immer zu moderaten Preisen. Die Gegend um die Vatikanischen Museen etwa sollte man meiden, wenn man auf der Suche nach Essen ist, das sich innerhalb eines sinnvollen Preis-Leistungs-Verhältnisses bewegt.

Am Trevi-Brunnen lohnt sich nicht nur wegen des obligatorischen Münzrituals ein Zwischenstopp, gibt es hier doch das beste Eis in ganz Rom - was sage ich? Das beste Eis in Italien, auf der ganzen Welt! – direkt am Brunnen. Die Preistabelle kann es dabei erfreulicherweise längst nicht mit Würzburger Verhältnissen aufnehmen. Abends heißt es dann: Schlemmen! An dieser Stelle empfiehlt die Autorin, zum Ausgangspunkt des Tages zurückzukehren, bevor man sich zum Feiern auf den Weg nach Trastevere macht. Ein Glas Rotwein in der Hand, vor sich einen Teller mit Spaghetti und Venusmuscheln, im Hintergrund die mächtige Fassade des Pantheon. Wenn das mal nicht das wahre Leben ist!

Sie spinnen schon ein bisschen, die Römer!

Text und Bilder: Katharina Stahl

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