Sonntag, 27. Oktober 2013

Rezension: "Romeo und Julia"-Inszenierung der KHG



Die Theater-AG der Katholischen Hochschulgemeinde Würzburg unterhält ihre Zuschauer diesmal mit einer der wohl beliebtesten Tragödien aller Zeiten: William Shakespeares „Romeo und Julia“. Nahezu jeder kennt die unheilvolle Geschichte der zwei Liebenden aus verfeindeten Familien. Diese Inszenierung hält sich nah an die literarische Vorlage, lässt den Zuschauer jedoch trotzdem einige der Charaktere in anderem Licht betrachten. Dies geschieht weniger durch eine Veränderung des Textes als vielmehr durch Gestik und Mimik der Schauspieler, wodurch an bestimmten Stellen im Stück eine geradezu unheimliche Atmosphäre geschaffen wird. In Verona, wo Fehden und Intrigen den Alltag diktieren, liegen die Fronten unklar, die beiden Liebenden erscheinen isoliert. Niemals ist eindeutig,  wer ihnen aufrichtig zu ihrem Glück verhelfen will und wer im Geheimen bereits ihren Untergang plant. Romeo und Julia hingegen stehen mit ihrer leidenschaftlichen, reinen Liebe im starken Kontrast zu allen anderen Figuren. Besonders Adriana Gerab-Wolle verleiht ihrer Julia einen natürlichen Charme, der das Publikum zweifelsohne in seinen Bann ziehen wird, und harmoniert sehr gut mit Erik Stenzel, der einen emotional aufgewühlten Romeo verkörpert.
Jedoch inszeniert die KHG das Stück auch noch in einer zweiten Version, in der nicht die Umwelt, sondern die beiden Liebenden selbst ihr Unglück zu verantworten haben. Anand Krishnas und Lars Alexander Kochs Regiearbeit demonstriert dadurch beeindruckend, dass auch die bedeutendsten Stücke der Weltliteratur keine starren Größen sind, sondern Teil der Gegenwart werden, wenn man es nur wagt, sie vom Staub der Zeit zu befreien.


Inszenierung für Romantiker: 30.10. (Mittwoch), 01.11. (Freitag) und 03.11.13 (Sonntag)
Inszenierung für Zyniker: 31.10 (Donnerstag), 02.11.13 (Samstag) und 07.11.13 (Montag)


Text: Sandra Schmezer
Bildquelle: KHG Würzburg

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