Montag, 24. Februar 2014

Stockholm - Das Venedig des Nordens



Der Frühling klopft energisch an der Haustür, der Großteil der Studierenden kann sich endlich von den Klausuren erholen. So manchen packt nun das Fernweh. Wer einen kurzfristigen Urlaub plant oder in den Ferien lieber Reiseberichte als Literaturlisten für Hausarbeiten verschlingt, darf sich auf Reise-Essays auf unserem Newsblog freuen.

Wer Hamburg mag, wird Stockholm lieben! Wasser, Wasser, Wasser! Die salzige Ostsee trifft in der größten Metropole Skandinaviens auf das Süßwasser des Mälarsees. Das „Venedig des Nordens“ wird Stockholm auch liebevoll genannt. Doch im Gegensatz zu der sinkenden Stadt Italiens ist die schwedische Metropole nicht dem Untergang geweiht, denn diese ist - statt künstlich erbaut - sicher auf Granitfels gegründet. Stadt der tausend Inseln ist Stockholm allemal. Auf 14 Inseln erstrecken sich ihre einzelnen Stadtteile, die für ein facettenreiches und kulturelles Erlebnis sorgen. 57 Brücken verbinden alle Inseln zu einer eindrucksvollen Stadt. Für mich hat diese Hafenstadt, die in einer hügeligen, waldreichen Landschaft liegt, sehr viel Potential, zu eines jeden Lieblingsstadt zu werden. 



Reiseziel und Flug 


Semesterferien – ein achtwöchiges Praktikum lag hinter mir und ich wollte einfach nochmal raus, bevor der Unialltag wieder zuschlug. Um das Fernweh ein wenig zu stillen und dennoch das Konto nicht komplett plündern zu müssen, genügt bereits ein Städtetrip innerhalb Europas. Denn unser vielseitiger Kontinent vereint zahlreiche Kulturen auf engstem Raum. Wo es hingehen sollte, überließ ich den Flugangeboten von Ryan Air. Bereits für 60 Euro konnte das kleine Abenteuer ab Bremen beginnen. Doch Vorsicht! Während der Flugbuchung muss man sich zunächst durch etliche Werbeangebote klicken: Vom Handyvertrag bis zum Kofferset ist alles dabei. Also Obacht bei der Setzung der Kreuze.


Bereits im Flugzeug lernten wir einen älteren Herrn kennen, der uns seine Lebensgeschichte erzählte. Seit über 50 Jahren lebte er nun schon mit seiner Familie in Schweden. Geschichten wie diese, sei die Reise noch so kurz, tragen zu einem wahren Erlebnis bei. Nach dem knapp eineinhalbstündigen Flug landeten wir auf dem winzigen Flughafen Stockholm Skavsta. Die anschließende Fahrt mit dem Transferbus führte vorbei an bunten Wäldern und kleinen roten Holzhäuschen. Großes Staunen – die Landschaft gleicht tatsächlich den Beschreibungen und Bildern aus den Kinderbüchern von Astrid Lindgren. In einem dieser Häuschen steckte vielleicht der kleine Michel gerade in einer Suppenschüssel fest.

Unterkunft

Wie findet man nun eine zentral gelegene, kostengünstige Unterkunft? Hostels sind genial, um beide Punkte zu erfüllen. Oftmals haben diese jedoch eher den Charme einer Klassenfahrt und um dort richtig günstig zu wohnen, muss man ein Mehrbettzimmer in Kauf nehmen. Sehr empfehlenswert ist deshalb die Internetplattform airbnb. Weltweit stellen Privatpersonen ihr Gästezimmer oder ihr Sofa Reisenden für wenig Geld zur Verfügung.
Mein absoluter Geheimtipp:
So lernt man Land und Leute viel besser kennen als bei jeder Pauschalreise und fühlt sich gleich viel heimischer!
Für knapp 50 Euro übernachteten wir im Wohnzimmer einer älteren schwedischen Dame, die mit der Beherbergung von Touristen ihre Rente aufbesserte - schwedisches Frühstück, unter anderem bestehend aus Knäckebrot und Kaviarpaste auf Ei, inklusive. Zentral gelegen im hippen Stadtteil Södermalm ließ sich von dort Stockholm bestens zu Fuß erkunden.

Öffentliche Verkehrsmittel

Zu Fuß lässt sich die schwedische Stadt für Touristen optimal entdecken. Hier erhält man die besten Eindrücke, wenn man von einem Stadtteil in den nächsten schlendert. Wer nicht gut zu Fuß ist und Stockholm trotzdem sportlich entdecken möchte, sollte das Fahrrad in Betracht ziehen. Stockholm setzt auf’s Rad – gut ausgebaute Radwege ziehen sich quer durch die ganze Stadt, um einen umweltfreundlichen Umschwung vom Auto auf das Zweirad zu ermöglichen. Natürlich kann man auch bequem mit dem ausgebauten U-Bahn-Netz der „Tunnelbana“ von einem Ort zum nächsten gelangen. Jede Station ist mit einem blauen „T“ gekennzeichnet. Eine wiederaufladbare SL-Access-Karte ist an jeder Verkaufsstation erhältlich. Es gibt auch Stunden- und Tageskarten. Hierzu sollte jeder abwägen, wie oft das Ticket wahrscheinlich genutzt wird, um das kostengünstigste zu erwerben. Für ausländische Studenten gibt es leider keine Rabatte.

Essen


Die Lebenshaltungskosten sind in Schweden viel höher als in Deutschland. Für Touristen ist dies deutlich ersichtlich bei den Lebensmitteln. Bereits ein Döner kostet umgerechnet an die 10 Euro und insbesondere alkoholische Getränke sind aufgrund der hohen Steuern nicht gerade erschwinglich.
Mein Geheimtipp:
In der Unterkunft schon mal anständig frühstücken, um gestärkt in den Tag zu starten. Die Pizza- und Pasta-Kette „Vapiano“ hat einige Niederlassungen in Stockholm und ist im Gegensatz zu anderen Restaurants auch in Schweden bezahlbar. Besonders schön eingerichtet mit riesiger Glasfront ist Vapiano in der Altstadt Gamla Stan. Wer Kontakt zu Einheimischen sucht, sollte sich in eine der ulkigen Kneipen Södermalms wagen. Hier dauert es nicht lange, bis man von Einheimischen als Tourist enttarnt und in ein Gespräch auf Englisch verwickelt wird. Trotz horrender Bierpreise (umgerechnet rund 8 Euro pro Flasche) lassen sich die Stockholmer trotzdem nicht den Spaß an einem kleinen Schwipps nehmen. Traditionelle schwedische Gebäcke (z.B. Zimtschnecken) werden immer häufiger durch Muffins und Cupcakes ersetzt und an jeder Ecke findet man einen 7Eleven. Der 24-Stunden-Supermarkt ist mir bereits aus den USA bekannt. Sehr praktisch ist dieser für Touristen mit kleinerem Geldbeutel. Hier sind Kaffee, Bananen und kleine Teigsnacks zur Wegzehrung erschwinglich.

Tipp für den 1. Reisetag


Mein Tipp: Den ersten Reisetag nutzen, um sich zunächst einen Eindruck zu verschaffen. Einfach mal drauf loslaufen, ohne bereits an einem einzigen Tag zehn Sightseeing Punkte abhaken zu wollen. Lass die Stadt auf dich wirken! Pack deine Kamera ein und der Reiseführer darf zunächst gerne in der Tiefe deiner Tasche verschwinden. Einfach losgehen – ohne direkten Plan. 


Stadtteil Södermalm



Das ehemalige Arbeiterviertel unterliegt dem Wandel zum Künstlerviertel. Einmal quer durch Södermalm, vorbei an den zahlreichen trendigen Vintageläden, die Omas Kleiderschrank neu aufblühen lassen von alten guterhaltenen Lederhandtaschen über gepunktete Kleidchen original aus den Sechzigern. Der Trend, getragener Kleidung ein neues Leben zu geben, wird in Stockholm großgeschrieben und von jungen Menschen gelebt. Weg von der Wegwerfgesellschaft – und aus alt mach neu. Besonders empfehlenswert für Männer ist der Vintageladen „Grandpa“. Dieser reizt mit Anzügen aus Opas Kleiderschrank und eigenen Kollektionen. Hier geht es nicht mehr darum, sich kostengünstig einzukleiden, sondern vielmehr um einen Lebensstil. Für Frauen ist der „Smiley Vintage“ einen Besuch wert. Ganz entspannt öffnen die meisten Läden erst gegen 11 Uhr. Södermalm ist auch eine der größten Inseln Stockholms. Neben kleinen Boutiquen lassen sich hier zahlreiche Bars, Cafés und die Markthalle Söderhallarna finden. Tag und Nacht ist in Södermalm etwas los. Zuhause ist hier die junge kreative Szene, genannt SoFo. Besonders sehenswert und auch noch kostenlos ist der Ausblick von der „Fjällgatan“ in Södermalm. Von hier lässt sich der Blick auf die Altstadt „Gamla Stan“, die Museumsinsel „Skeppsholmen“ und die Insel mit Freizeitpark „Djurgarden“ herrlich genießen. In dieser Gegend findet man auch noch kleine rote Holzhäuschen mit Garten.
Mein Geheimtipp:
Gleich um die Ecke befindet sich der Zugang zum stillgelegten Aufzug „Katarinahissen“. Dieser Freiluftaufzug, der einem Kran ähnelt, ist wahrlich nicht schön anzusehen, ermöglicht jedoch einen atemberaubenden Blick über die Stadt.

Gamla Stan

Von Södermalm gelangt man über eine der vielen Brücken in den Stadtteil Gamla Stan. Hier sollte man sich ausgiebig Zeit für einen gemütlichen Bummel durch die Gassen der Altstadt nehmen. Vorbei an den ältesten Häusern Stockholms, kleinen Cafés, Kneipen und Restaurants – wimmelt es in den Hauptgassen nur so von Touristen, die die zahlreichen Souvenirläden dort besuchen. In den kleineren Gassen geht es ruhiger zu und die geschichtliche Atmosphäre, Ateliers, Boutiquen und Antiquitäten können richtig genossen werden. Steile Steintreppen verbinden die Gassen miteinander: Turnschuhe sind definitiv ein Muss auf dem holprigen Kopfsteinpflaster. Die schönste Überraschung stellte für mich die deutsche Kirche „Tyska kirkan“ in der Svartmangatan dar. Es ist immer wieder schön, in der Fremde auf ein bisschen Heimat zu stoßen und die Fußstapfen von deutschen Auswanderern zu verfolgen. Im 17. Jahrhundert errichteten Nürnberger Kaufleute das kleine deutsche Viertel mitten im Herzen Stockholms. Den Mittelpunkt der Altstadt bildet der Marktplatz Stortorget, dieser bietet sich mit den vielen herrlichen bunten Häuschen als schöner Ort für ein kleines Päuschen an.
Mein Geheimtipp:
Wem dies alles ein wenig zu touristisch ist, sollte die ruhigen Gassen aufsuchen, um das Altstadtflair genießen zu können oder sich die kleinste Gasse der Stadt, die „Marten trotzigs gränd“ hochzuschlängeln.



Norrmalm 


Im starken Kontrast zur geschichtsträchtigen Altstadt liegt nicht weit entfernt das Großstadtzentrum Norrmalm. Eine breite Shoppingmeile, auf der sich eine Ladenkette an die nächste reiht. Nicht besonders schön anzusehen ist dieser Teil Stockholms  erinnert er doch irgendwie an den Plattenbaucharme der ehemaligen DDR. Kein Wunder, denn konzipiert wurde Norrmalm in den 60er und 70er Jahren. Zentrum ist hier der Sergels Torg, der Großstadtplatz vereint U-Bahn Station, Ladenzeilen und das Kulturhaus „Kulturhuset“.
Mein Geheimtipp:
Das Kulturhaus besitzt im Erdgeschoss eine kleine Bibliothek. Gut für eine kulturelle Verschnaufpause, auch wenn keine Zeit für Theater bleibt. Fast um die Ecke befinden sich die Hötorgshallen mit offenem Marktplatz und etlichen Gemüseständen.



Östermalm


Das Nobelviertel Stockholms beeindruckt mit seinen zahlreichen pompösen, aber sehr stilvollen Altbauten. Eine Nobelboutique reiht sich an die Nächste. Nichts für Studierende, aber dennoch schön, das edle Treiben zu beobachten. Unbedingt solltet ihr dem Urban Outfitters einen Besuch abstatten. Dieser befindet sich in einem eindrucksvollen ehemaligen Kino und ist allein des einer Oper gleichenden Gebäudes wegen zu besichtigen. Schlicht und klassisch ist der schwedische Einrichtungsstil. Ein Streifzug durch die vielen Einrichtungshäuser (das mit den vier Buchstaben ist hier nicht gemeint) sorgt für  Inspirationen für die eigenen vier Wände. Fest einzuplanen ist auch die schönste Markthalle Stockholms „Östermalms saluhall“. Klein und schnuckelig ist das rote Backsteingebäude einen Besuch wert und bietet kulinarische Köstlichkeiten.
Mein Geheimtipp:
Ein Spaziergang bei Sonnenuntergang an der Promenade Strandvägen, vorbei an Fischerbooten. Herrliche Fotos lassen sich von der Brücke, welche Östermalm und Djurgarden verbindet, schießen, wenn abends im orangefarbenen Licht das Wasser des Hafens funkelt.

Djurgarden


 Über die schöne Jugendstilbrücke von Östermalm gelangt man nach Djurgarden. Die Erholungsinsel für alle Stockholmer mit ihrer riesigen Parkanlage und dem Freilichtmuseum „Skansen“ liegt fernab vom ganzen Stadtrummel. Für Geschichtsinteressierte ist das Vasa-Museum empfehlenswert. Das Museumgebäude wurde extra den Ausmaßen des gesunkenen Schlachtschiffs angepasst. Das Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert sollte etwas ganz Besonderes sein mit seinen zwei übereinander liegenden Kanonenreihen (statt üblicherweise nur einer Reihe). Durch einen Konstruktionsfehler endete die Jungfernfahrt allerdings bereits im Stockholmer Hafenbecken. In den 50er Jahren wurde das fast vergessene Schiff entdeckt und in einem erstaunlich guten Zustand geborgen. Die sehenswerte Ausstellung wird ergänzt durch viele Objekte, die das Leben im 17. Jahrhundert veranschaulichen. Im Gegensatz zu deutschen Museen geht es hier viel freier zu: Weder Jacken noch Rucksäcke mussten wir bei der Vasa-Besichtigung abgeben. Sogar das Fotografieren mit Blitzlicht war erlaubt. Mein Geheimtipp: Djurgarden mit vielen weiteren Museen ist gemütlich per Fähre von Slussen erreichbar. 







Eins ist Stockholm definitiv: jung, facettenreich und kreativ. Leider kann man innerhalb von fünf Tagen nicht alles erleben, was die Stadt an Kunst, Kultur und Großstadtgetummel zu bieten hat. So blieben viele Aktivitäten auf der Strecke, die ich mir für einen weiteren Besuch aufhebe. Alleine die Museumsinsel Skeppsholmen mit dem „Moderna Museet“, in der Kunst unter anderem von Andy Warhol und Roy Lichtenstein präsentiert wird. Auch die Insel Djurgarden bietet noch etliche Möglichkeiten, unter anderem ein Aquarium („Vattenmuseum“) oder die Reise ins Land der Kinderbücher („Junibacken“). Eine Städtetour à la Stieg Larsson oder eine ausgiebige Schiffsfahrt stehen auch noch auf meiner To-Do-Liste. Des Weiteren ein Besuch des Schlosses mit seinen zahlreichen Nebengebäuden. Mein Fazit: Stockholm ist immer eine Reise wert, in jeder Jahreszeit hat das „Capital of Scandinavia“ einiges zu bieten.

Text und Bilder: Janina Renk

Sonntag, 23. Februar 2014

Studi- und Kulturticker vom 24. Februar – 2. März 2014


KINO!

Für alle, die vom Frankreichurlaub träumen, aber in Würzburg festsitzen (müssen): das Perlenkino bringt mit einem französischen Film ein bisschen Wind aus dem schönen Nachbarland zu uns hinüber! Also Montag, 24.2. um 20 Uhr noch schnell ein Baguette unter den Arm klemmen und der Filmgenuss à la française kann beginnen! Der Eintritt ist frei.

THEATER!

Und wenn man lieber Italien mag? Auch damit kann gedient werden: am Mittwoch, 26.2. und Donnerstag, 27.2. um 20 Uhr zeigt das Theater Chambinzky „Sei personaggi in cerca d’autore“, ein Stück von Luigi Pirandello – in italienischer Sprache! Wer also der italienischen Sprache mächtig ist und wissen will, wie es den sechs fiktiven Figuren eines halbfertigen Theaterstücks, deren Autor leider verschollen ist und die daher das Ende ihrer Geschichte nicht kennen, ergeht, der kann sich auf italienischen Theaterspaß freuen. Der Eintritt kostet für Studenten 11€, am Studi-Donnerstag 9€. 

MUSEUM!

Unter dem Motto „Studierende ins Museum“! können sich Studenten am Donnerstag, 27.2. (und übrigens auch an jedem letzten Donnerstag im Monat) ab 11 Uhr kostenlos im Museum Kulturspeicher umsehen und die Dauer- und Wechselausstellungen besuchen. Ab 17 Uhr gibt es außerdem Aktionen von den Jungen Freunden des Museums. 

MUSIK! 

Am Donnerstag, 27.2., lädt die Kellerperle wie jeden letzten Donnerstag im Monat zum Perl Jam. Frei nach dem Motto nicht nur alles erlaubt, sondern auch alles erwünscht, können Musiker ihr Bestes geben und frei von stilistischen Zwängen Neues ausprobieren - und alle anderen dürfen sich auf musikalische Experimente und gute Stimmung freuen. Beginn 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr, der Eintritt ist frei. 

FASCHING!

Faschingsfeiern, Kostümparties, Faschingszug – Würzburg ist in Faschingslaune! Am Faschingssonntag, 2.3., zieht fröhlich-lärmend der übrigens größte (!) Faschingszug Süddeutschlands durch die Würzburger Innenstadt. Für eingeschworene Narren heißt das, schminken, verkleiden und mit Helau hinein in die karnevalswütige Menge. Faschingsmuffel sei geraten, sich derweil mit Krapfen in ihren Wohnungen zu verbarrikadieren.

Sommergefühle in der Posthalle



Jahcoustix begeisterte seine Fans in der Posthalle

Vergangenen Donnerstag konnten die Besucher der Posthalle für kurze Zeit vergessen, dass es noch Februar ist. Mit seinem Reggae brachte Jahcoustix den Sommer nach Würzburg. Sympathisches Lächeln, Dreadlocks, Dreitagebart und Gitarre - so präsentierte er sich auf der Bühne. Die erste Hälfte des Konzerts spielte er Lieder von seinem aktuellen Album „Frequency“, ebenso wie Songs von seinen älteren Alben. Im Gegensatz zu anderen Künstlern, muss er seine Texte und Musik nicht erklären. Er lässt seine Songs für sich stehen und singt ohne Pause einen nach dem anderen. Damit animierte er das Publikum zum entspannten tanzen und teilweise auch zum Mitsingen.
Eine Überraschung für das Publikum hatte Dominik Haas alias Jahcoustix auch mit dabei: Den Dancehall-Sänger Messiah aus Ghana. Jahcoustix lernte ihn 2009 bei seiner Tour durch Westafrika kennen, wo er auch die Songs für sein Album „Crossroads“ schrieb. Mit Messiah gemeinsam präsentierte er Stücke wie „Children of the World“ oder „Soul Collide“. Der harte Dancehall-Sprechgesang von Messiah und die Stimme von Jahcoustix harmonierten gut miteinander. Die beiden rüttelten das Publikum auf und brachten es zum toben. Zum Schluss gaben Jahcousti
x, Messiah und Ephraim Juda, der als Vorgruppe die Leute einstimmte, noch eine gemeinsame Zugabe.

Text und Bild: Beatrice Kennepohl

Montag, 17. Februar 2014

Studi- und Kulturticker vom 17. - 23. Februar 2014

KUNST!

Wer Lust auf moderne Kunst, die Bewegung und Lebensfreude zeigt, der sollte sich die Ausstellung „Konstruktiv und bewegt“ von Trude Schumacher-Jansen ansehen! Die kostenlose Ausstellung dauert noch bis zum 9. März an. Gezeigt werden in der Kolping Akademie Bilder der Künstlerin, die starre Körper durch richtige Blickweise bewegt erscheinen lassen. Zu sehen ist die Ausstellung im Kolpinghaus am Kolpingplatz.

MUSIK!

Am Dienstag ist die Sängerin MarieMarie mit ihrer Dream Machine Tour in Würzburg zu Gast! Ihr Konzert findet um 20:00 Uhr im Jugendkulturhaus Cairo statt. Die Tickets sind für etwa 15€ zu haben. 

Einen weiteren Star darf Würzburg am Freitag in der Posthalle begrüßen: Frida Gold wird dort ihre Musik ab 20 Uhr präsentieren. 

Wer’s lieber klassisch mag, dem sei das Konzert in der Hochschule „Belcea Quartet“ ans Herz gelegt. Ebenfalls am Freitag, 19:30 Uhr im Konzertsaal in der Hofstallstraße, könnt ihr dort den Klängen der Meisterkonzerte lauschen. 

THEATER!

Jeder kennt sie, die Werke, die man gelesen haben muss. Wer sich die „Buddenbrooks“ lieber auf der Bühne ansehen will, der sollte am Donnerstag das Mainfrankentheater besuchen! Los geht’s um 19:30 Uhr.

Sonntag, 16. Februar 2014

Von Strommästen und Ziegen – Künstlergespräch mit Kurt Fleckenstein im Kulturspeicher


Die Steinlamellen des Kulturspeichers werden geöffnet, doch was man sieht, entspricht nicht den Erwartungen
Bereits das Eingangsvideo beweist: Kurt Fleckenstein ist kein gewöhnlicher Künstler! Ein Stück Blumenwiese in einem antiken Goldrahmen,  eine lebendige Ziege, die an dem Werk vorbeikommt, es erst neugierig beäugt und sich dann freudig über das Grünzeug hermacht. Schmunzelnd kommentiert der Künstler, er arbeite eben gerne mit den „vielfältigsten Materialien“ – im wahrsten Sinne des Wortes! Der in Mannheim lebende Kreative scheut für seine genialen Installationen und Aktionen kaum Mühen; so ließ er beispielsweise einen echten Strommast abmontieren und als Kreuz in der Kunsthalle St. Annen in Lübeck, einer ehemaligen Klosterkirche mit kreuzförmigem Grundriss, wieder zusammenbauen – selbstverständlich samt Hochspannungssummton. Oder er verteilte zum 400. Jubiläum der Stadt Mannheim in einer Nacht-und-Nebel-Aktion 400 1m² große buntblühende Wiesenquadrate in der gesamten Stadt. Fleckenstein möchte mit seinen Projekten die Menschen irritieren und sie durch die Konfrontation mit seinen ungewöhnlichen, teils befremdlichen Werken zum Nachdenken bewegen. Nicht selten nimmt er dabei aktuelle Problematiken als Anstoß, die er  in seinen Projekten auf gesellschaftskritische und ironisch-bissige Weise künstlerisch auf die Spitze treibt. „Gefälschte“ Informationstafeln am idyllischen Fußwegs entlang des Mains in Aschaffenburg sollten die Bewohner glauben machen, der Fußweg würde in einem von der EU mitfinanzierten Projekt zur „Förderung der Wirtschaft“ zu einer zweispurigen Autofahrstraße umgebaut. Die Bäume könnten, um lästige Proteste der Bevölkerung wie bei Stuttgart21 vorwegzunehmen und Kosten zu sparen, bedauerlicherweise nicht verpflanzt werden, sondern sollten gefällt werden. Diese Bäume hatte der Künstler mit weißen Kreuzen markiert. Zum Erfolg der Aktion nur so viel: bis zum Abend hatten wütende Bürger, die die Ironie der Aktion nicht durchschauten, die Schilder abgerissen, besprayt, zertrampelt und protestierend das Rathaus belagert. Aber nicht nur aktuelle Themen beschäftigen den Künstler. In einem Video inszenierte er 2012, zur Zeit der Fußball-EM in Kiew, ein Fußballspiel zwischen Spielern in deutschen Trikots von 1941, auf denen  die Daten von Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufgedruckt waren und nackten Menschen, welche von den Fußballspielern gefoult wurden und dann leblos zu Boden fielen. Dieses Match ließ Fleckenstein in Babi Jar stattfinden, einer Schlucht, an der  1941 30.000 entblößte Juden von SS-Männern erschossen und anschließend in die Tiefe gestoßen worden waren. Es war dem Künstler ein persönliches Anliegen, die Erinnerung an diese grausame Bluttat wachzurütteln und ihr ein künstlerisches Denkmal zu setzen.
Auch der Würzburger Kulturspeicher darf sich momentan mit einer Installation von Kurt Fleckenstein schmücken. Die beiden langen Hauptgänge, die an ihren Enden mit Steinlamellen verkleidet sind, dienten dem Künstler als Inspiration: er wollte die Grenzen des Raums sprengen und den Blick nach „draußen“­ öffnen. Doch Fleckenstein wäre nicht Fleckenstein, wenn er nicht auch ein bisschen Verwirrung stiften wollen würde: anstatt des zu erwartenden Blicks wird dem Betrachter auf geschickt-subtile Weise ein in Originalgröße und Echtzeit aufgenommenes Bild von einer Kamera an der Außenfassade des Kulturspeichers präsentiert. Aber: die Kameras sind seitenverkehrt und in von den tatsächlichen Verhältnissen abweichenden Winkeln angebracht. So wundert sich der Besucher, warum er denn plötzlich die Leute aus dem Kino kommen sieht, obwohl sich das Kino doch eigentlich auf der anderen Seite des Gebäudes befinden sollte. Gleichzeitig wird über ein Mikrofon die Geräuschkulisse von draußen eingespielt, was die Illusion des offenen Raums noch verstärkt.
Bis 26. Februar haben Besucher noch die Möglichkeit, die originelle Installation im Kulturspeicher zu bestaunen. Weitere Informationen über den Künstler und seine Werke, sowie Videos seiner Aktionen und Installationen finden sich auf seiner Homepage, www.kurt-fleckenstein.com.


Text und Bild: Charlotte Auth

Donnerstag, 13. Februar 2014

NMUN Würzburg vertritt Libanon in New York


Schon einmal von der NMUN gehört? Diese Abkürzung steht für „National Model United Nations“, die für eine bekannte und sehr angesehene Simulation des UN-Geschehens für Studierende aus aller Welt steht. Jährlich kommen über 5.000 internationale Studenten in New York zusammen. Dort repräsentiert eine Universität je einen der 193 UN-Mitgliedsstaaten oder eine der Nichtregierungsorganisationen (NGO). Insgesamt sind 20 deutsche Universitäten vertreten; die Universität Würzburg ist zum elften Mal mit dabei. In diesem Jahr vertritt Jean Christoph Seipel als einer von 14 Delegierten unsere Universität. Er studiert im 3. Semester Political and Social Studies (PSS) und hat mit Max&Julius über die NMUN gesprochen. 

Jean Christoph ist einer der 14 Delegierten unserer Universität


Max&Julius: Wie kam das Interesse an der NMUN?

Jean Christoph: Bei uns wurde in einer Vorlesung für das Projekt geworben. Ich habe mich schon immer ein bisschen für die UN interessiert und sah in der NMUN die Möglichkeit einen Einblick in das Thema zu bekommen. Ich habe mich dann als Teilnehmer für die diesjährige Delegation beworben. Nach einer Bewerbungsphase mit Motivationsschreiben und diversen Gesprächen wurde ich schließlich ausgewählt.

M&J: Würzburg vertritt in diesem Jahr den Libanon. Kann man sich das zu repräsentierende Land aussuchen? 

Jean Christoph: Indirekt. Es ist so, dass Länder je nach Größe, Bevölkerungsmenge oder Mitgliedschaften in verschiedenen UN-Organisationen in verschieden vielen Komitees vertreten ist. Bei dem Planspiel wird das nur mehr oder weniger berücksichtigt. Aufgrund unserer 14-köpfigen Delegation kamen für uns alle Länder in Frage, die in New York bei der diesjährigen Simulation in sieben Komitees sitzten. Das waren ungefähr 20. Wir haben dann eine Top 10 Liste erstellt und diese nach New York geschickt. Eines dieser zehn Länder bekommt man dann zugewiesen. 

M&J: Auf welche Weise kommt die Zahl der Delegierten zusammen? Muss sich die Universität jedes Jahr neu bewerben?

Jean Christoph: Die NMUN an der Uni Würzburg ist ein studentisches Projekt. Ebenso von studentischer Seite kam die Initiative zur Gründung einer Würzburger NMUN-Gruppe. In Rücksprache mit der Universitäts-Leitung ist die Gruppe aber auch die offizielle Delegation der Universität. In New York muss man sich bei NMUN jedes Jahr offiziell bewerben, das ist jedoch mehr Formsache.
Die Anzahl der Delegierten hat sich bewährt und als gut durchführbar erwiesen. Außerdem gibt es aufgrund der Komitee-Besetzung, also sieben bis acht Komitees bei 14 Abgeordneten, immer eine ganz gute Länderauswahl.

M&J: Wie lernt ihr den Libanon kennen und wie bereitet ihr euch auf New York vor?

Jean Christoph: Im Dezember waren wir bereits auf Deutschlands größter Modell-Sitzung in Hamburg. Es wird außerdem noch weitere Modell-Sitzungen in München, Prag und London geben. Darüber hinaus gibt es wöchentliche Treffen, bei welchen wir den Libanon in Referaten kennenlernen: das politische System, die Infrastruktur usw.
Ein Höhepunkt war der Besuch der Libanesischen Botschaft in Berlin. Wir haben auch die deutsche Botschafterin im Libanon Frau Siefker-Eberle getroffen und bei interessanten Vorträgen im Auswärtigen Amt viel über den Libanon und die Vereinten Nationen erfahren. Zudem gibt es einen Dozenten in PSS, der libanesischer Abstammung ist und uns einiges über das Land berichten konnte.

M&J: Was passiert im März in New York?
Jean Christoph: Zur Arbeitserleichterung hat die Generalversammlung Ausschüsse (Komitees) zu verschiedenen Themen eingerichtet. Wir sind in sieben Komitees mit je zwei Personen vertreten. Mein Komitee-Partner und ich befassen uns mit dem Umweltprogramm (UNEP), mit Arbeitsaufgaben zu Green Economy, Süd-Kooperation und dem Aufbau von Infrastruktur. Wir beschäftigen uns schon vor New York mit den Themen, denn dort würde die Zeit nicht reichen all das zu erarbeiten. Ziel ist ein Positionspapier, das die Haltung des Libanon zu genannten Themen darstellt.

M&J: Was geschieht mit den Ergebnissen?

Jean Christoph: In erster Linie ist die NMUN ja ein Lernprozess, um etwas über die UN und deren Strukturen zu erfahren. Verwendung werden unsere Resultate wohl kaum finden. Doch auch die „richtige“ UN wird unsere Beschlüsse erhalten.

M&J: Hättest du gerne ein anderes Land vertreten?

Jean Christoph: Zuerst ja. Der Libanon hat eine gemäßigte Stellung, keine harte außenpolitische Linie, sondern ist eher als Bindeglied zwischen der arabischen und der westlichen Welt zu sehen. Es schließt sich den Resolutionen anderer Länder an und beschließt keine eigenen. Aber je näher ich den Libanon kennengelernt habe, desto spannender fand ich das Land: Beispielsweise setzt sich die Regierung aus 18 Religionsgruppen zusammen und jeder Posten ist immer fest mit einem Anhänger einer bestimmten Religion besetzt. Je mehr man über ein Land weiß, desto besser kann man es verstehen.
Und gerade das ist doch das Interessante an der NMUN: dass man sich in ein Land hineindenken und so handeln muss, wie es das Land auch tun würde.

M&J: Denkst du daran nun einmal selbst in den Libanon zu reisen?

Jean Christoph: Durchaus! Die Auseinandersetzung mit dem Land hat wirklich mein Interesse geweckt.

M&J: Bleibst du an dem Thema UN dran?

Jean Christoph: Ich denke schon. Ich werde wohl den Schwerpunkt meines Studiums auf „Internationale Beziehungen“ legen. Außerdem müssen wir ja die Delegierten für das kommende Jahr anwerben und auswählen. Innerhalb der NMUN-Gruppe und des Dachverbands (UN-Association Würzburg) gibt es immer was zu tun.

Das Interview führte Barbara Struller.
Bild: Barbara Struller