Mittwoch, 12. November 2014

Zwischen Diplomaten und Poeten - Die Jugendmedientage 2014

Journalismus ist inzwischen zu einem beliebten Berufsziel geworden. Viele engagieren sich deshalb schon während ihres Studiums bei Unizeitungen und Jugendmedien-Organisationen, wie zum Beispiel der Jungen Presse Bayern e.V. und ihrer Regionalgruppe Junge Presse Würzburg, die hier auch als Herausgeber der Max & Julius und des Uniradios fungiert. Ein Highlight für uns junge Medienmacher sind jedes Jahr die Jugendmedientage, ausgefüllt mit interessanten Vorträgen, spannenden Workshops, unzähligen Gesprächen und nützlichem Netzwerken. Max & Julius-Reporter Hendrik ist nun zurück aus Frankfurt, wo erTeilnehmer der Jugendmedientage 2014 war. Der seit 2002 jährlich stattfindende Kongress ist eine Veranstaltung der Jugendpresse Deutschland und stellt das größte Treffen junger Medienmacher in Deutschland dar. Jedes Jahr macht die Zusammenkunft, bei der man in verschiedene Bereiche des Medienmachens Einblicke erhält und sich mit erfahrenen Journalisten austauschen kann, in einer anderen Stadt Halt.

Nach der Ankunft der rund 500 jungen Medieninteressierten aus ganz Deutschland in Frankfurt begann der Kongress am Donnerstagabend mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Journalismus? Mach’ ich selbst“. Im Vorfeld der Jugendmedientage konnten sich alle Teilnehmer ein eigenes Programm zusammenstellen. Meines bestand zunächst aus einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Beziehung mit Zukunft? Jung und lokal auf dem Prüfstand“, bei der erfahrene Journalisten über die Zukunft des Lokaljournalismus sprachen. Einig waren sie sich vor allem, dass die Arbeit im Lokalen Platz für eine Menge spannender Geschichten bietet, aber auch, dass die alten eingefahrenen Strukturen in den Lokalredaktionen überholt und stark verbesserungswürdig sind. Dabei riefen sie uns Zuhörer dazu auf, aktiv und innovativ frischen Wind in die Zeitungshäuser zu bringen. Auch mir wurde klar, nur meckern bringt nichts, es benötigt die eigene Tatkraft, um Lokaljournalismus spannend und anspruchsvoll zu gestalten.

Teilnehmer des Reportage-Workshops führen ein Telefoninterview

Spoilern mit dem US-Generalkonsul und Kaffee mit gestandenen Journalisten

Der nächste Punkt auf meiner Programmübersicht trug den Titel „American Politics and Diplomacy in the Media“. Wie mancher Anglistik und Amerikanistik-Student wohl vermuten könnte bei diesem Thema, handelte es sich nicht um eine trockene Abhandlung theoretischer Abläufe in der amerikanischen Politik. Vielmehr ergab sich die Möglichkeit, ein Gespräch mit Kevin C. Milas, US-Generalkonsul in Deutschland, zu führen, der auf über 30 Jahre Erfahrung im Umgang mit Medien zurückblicken kann. In lockerer Atmosphäre wurde unter anderem über den Wahrheitsgehalt der amerikanischen Politikserie „House of Cards“ gesprochen. Wer einem amerikanischen Diplomaten schon immer mal Spoiler verraten wollte, war also ebenfalls an der richtigen Stelle. Bei den SpeedDates gab es dann die Möglichkeit, gestandenen Journalisten bei einem Kaffee Fragen zu stellen und mit ihnen in persönlichem Rahmen über die Wege in den Journalismus zu sprechen. Neben den von mir besuchten Veranstaltungen waren jede Menge weiterer Workshops im Angebot. So beschäftigten sich andere Teilnehmer beispielsweise mit dem Traumjob Sportreporter, investigativem Journalismus oder der Frage, wie Massenmedien die Themen Migration und Rassismus beeinflussen.

Oliver Hollenstein (ZEIT Hamburg) erzählt von seinen Erfahrungen im Lokaljournalismus

 Medientouren, Poetry Slam und Journalistenverbände

Der Nachmittag war für verschiedene Medientouren vorgesehen, bei denen man hautnah einen Einblick in Redaktionen, Fernseh- und Hörfunkstudios und Werbeagenturen bekommen konnte. Ich war in der Lokalredaktion der BILD zu Gast und erhielt dabei Informationen zur Arbeitsweise, Zeitungsproduktion, Volontariat und Redaktionsabläufen. Auch den meist kritischen Fragen der Teilnehmer stand Horst Cronauer, Chef der BILD in Frankfurt, Rede und Antwort. Am Freitagabend fand die Mediennacht statt, in deren Rahmen sich Journalistenverbände dem Nachwuchs vorstellen konnten und über mögliche Wege in verschiedene Medien informierten. Beim Poetry Slam präsentierte zudem mancher Teilnehmer selbstgeschriebene Texte, die uns im Publikum zum Lachen und Nachdenken anregten.
Am Samstag standen für alle die Intensiv-Workshops an. Ich hatte mich für einen Reportage-Workshop mit dem Titel „Von Smartphones und Flüchtlingen“ angemeldet, bei dem es um den Zusammenhang zwischen den in unseren Smartphones enthaltenen seltenen Erden und den kongolesischen Erzminen, aus denen sie stammen, ging. Angeleitet von Harald Oppitz, Fotograf der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), und Maria Wiesner, freie Redakteurin und Mitarbeiterin bei faz.net, besprochen wir unter anderem die Struktur einer Reportage, die Quellenarbeit und führten Telefoninterviews mit einem Grünen-Politiker und der Nachhaltigkeits-Expertin der Telekom. Andere Workshops befassten sich mit Musikjournalismus, dem perfekten Nachrichtenfoto, der Konzeption eines TV-Formats oder dem Erstellen eines Online-Beitrags mit dem Handy.

Texte zum Lachen und Nachdenken beim Poetry Slam

 Ausblick auf die Jugendmedientage 2015 

Nachdem eine Party und eine abschließende Podiumsdiskussion – auch „heute“-Moderator Christian Sievers war zu Gast – einen krönenden Abschluss für vier anstrengende, aber vor allem spannende und informative Tage bildeten, fiel der Blick sofort in die Zukunft und die Jugendmedientage 2015. Nachdem ich ein wenig bei verschiedenen Organisationsmitgliedern nachgebohrt hatte, bekam ich aus mehreren Quellen die Information, dass diese wahrscheinlich in Aachen und/oder Maastricht stattfinden werden, einer europäischen Region, die sich im Wachstum befindet und aufregende Zukunftsperspektiven für junge Medienmacher bietet. Sollte ich die Zeit im kommenden Jahr nach Abschluss meines Studiums finden, werde ich definitiv wieder Teil dieser tollen Veranstaltung sein.
Weitere Informationen findet ihr unter www.jugendpresse.de.

Text und Bilder: Hendrik Geisler

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