Dienstag, 4. November 2014

Wohnen in der teuersten Metropole Europas


Ein Auslandssemester in der Ferne kann ganz schön kostspielig werden, gerade wenn das Herz für den Norden Europas schlägt. 2013 kürte ECA international die Wahlheimat von Edvard Munch zum Spitzenreiter der teuersten Metropolen der Welt. Doch hier mehr dazu wie es sich in Oslo trotzdem gut wohnen und leben lässt. 

Oslos Flaniermeile
 

Ein Auslandssemester – mal raus aus dem deutschen Studentenalltag, Sprachkenntnisse verbessern und das Fernweh stillen. Meine Wahl fiel ziemlich schnell auf Skandinavien: Ein weit verbreiteter hoher Bildungsstandard, ein hoher Wohlstand, aber leider auch gerade für Ausländer hohe Lebenshaltungskosten. Oslo - kein günstiges Pflaster. So nehmen gar einige Osloer, die knapp anderthalbstündige Fahrt über die Grenze nach Schweden zum „Grocery Shopping“ auf sich, um sich dort insbesondere mit einer Ladung Bier einzudecken. Nach ersten Erfahrungen können die Ausgaben für das beliebte Gebräu aus Hopfen und Malz bei häufigem Konsum gar die Wohnkosten schnell übersteigen. Also wieso um Himmels Willen Oslo, wenn es sich in Würzburg doch ganz gut mit 600 Euro leben lässt? Mit ein paar Kniffs und Tricks lässt sich selbst in der Hauptstadt Norwegens einiges sparen, insbesondere wenn es sich um das Thema Wohnen dreht. 

Oslo im Miniaturformat



Einen Wohnheimplatz in Oslo ergattern?


Im Gegensatz zu Würzburg ist das in Oslo ziemlich einfach und perfekt organisiert. Hier bietet das Studentenwerk SIO jedem Auslandsstudenten, der sich rechtzeitig auf einen Wohnheimplatz beworben hat, einen für Oslo erschwinglichen Schlafplatz an. Nach Einhaltung der Frist erhielt ich eine Bestätigung für ein möbliertes Zimmer in Sogn, einem familien- und studentenfreundlichen Stadtteil Oslos. Die Wohnkosten lassen sich leider dennoch nicht von den immerhin aufgestockten Erasmus Plus- Geldern abdecken. Knapp 390 Euro werden monatlich für mein ca. 10m² großes Zimmer fällig. Da trauere ich dann doch ab und zu meiner Würzburger Miete hinterher. Ein Vorteil hat das Ganze, denn das Motto in den SIO Studentenunterkünften lautet: „Wohnen all inclusive“. So wird mich am Ende des Jahres zumindest keine explodierende Heiz- oder Wasserrechnung überraschen - das hat auch sein Gutes. Wer lieber in schönen roten Backsteinhäuschen lebt statt in einem 70erJahre- Hochhausblock, sollte unbedingt bei der Bewerbung für einen Wohnheimplatz Sogn als erste Priorität in der Wunschliste angeben. Empfehlenswert ist auch die Lage: Nur zwei Metrostationen zum Campus entfernt und knapp 10 Minuten Fahrt zum wohl schönsten See der Stadt, dem Sognsvann Lake. Hier lässt sich das norwegische friluftsliv, zu Deutsch Freiluftleben, genießen. Aber mein absolutes Highlight unserer Wohnung: Der Balkon. Hier lassen sich bei einer Tasse Pulverkaffee zum Einrühren (eine Kaffeemaschine war leider nicht vorhanden) die vereinzelten Osloer Sonnenstrahlen genießen. Auf der Internetseite des SIOs heißt es, dass die Studenten selbst für alle Wohnutensilien verantwortlich sind. Doch zum Glück haben etliche Vorgänger die nötigsten Überbleibsel vom Teller über den Staubsauger bis hin zur Rodelschale zurückgelassen. Die Zimmer selbst sind mit den wichtigsten Möbelstücken ausgestattet. Kleiner Tipp: Wer noch Platz im Koffer hat. sollte Gardinen und Bettdecke einpacken oder aber sich beim bekannten schwedischen Einrichtungsriesen ausstatten. Achtung: Es gibt nur eine Internet-LAN-Kabel Verbindung. Wer bereits am ersten Ankunftstag ins Netz will, sollte auch dies mit in den Koffer stopfen.


Sogn Studentenwohnheim


Doch wie wohnt es sich in einer Wohngemeinschaft zu siebt?

Zu siebt vier Herdplatten, zwei Kühlschränke, zwei Waschbecken, eine Dusche und nur eine Toilette teilen? Bei dieser Vorstellung hätte ich vorab in Deutschland, verwöhnt aus einer niedlichen Mädels-Zweier-WG, wahrscheinlich einen Schreianfall bekommen. Doch sorgt die internationale Wohngemeinschaft für ein gemütliches Zusammenleben. Auch wenn die Dusche morgens 25 Minuten blockiert ist und ich es eigentlich pünktlich zur Vorlesung schaffen wollte. Wenn ich in die Küche komme, ist immer jemand da. Es riecht nach asiatischen Gewürzen, Olivenöl und Knoblauch.  So langsam nähern sich die Klausuren, die hier schon im November beginnen, es wird sehr früh dunkel und das graue Wetter schleicht sich heimlich ins fröhliche Studentenleben ein. Statt sich abends auf ein Bierchen in der Wohnküche zu treffen ist bei trüben Herbstwetter Sport für mich die beste Medizin wieder in Schwung zu kommen. SIO bietet nicht nur Wohnheimsplätze, sondern betreibt etliche Fitnessstudios mit Sauna, Schwimmbad, Tanzkursen und Geräten an. 

Ein Herz für Oslo

Hier in Norwegen scheinen die Uhren ein wenig langsamer zu ticken – nicht ohne Grund  sind die Norweger das wohl zufriedenste und optimistischste Volk der Welt. Arbeiten um zu leben lautet hier die Devise. Kein Stress, keine Hektik, kein gegenseitiges Anrempeln in der S-Bahn, keine unfreundlichen Kassierer oder gar genervte Busfahrer. Fazit: Ich habe wahnsinnig viel Glück gehabt, wohne in einem beschaulichen, naturnahen Wohnheim und habe eine harmonierende internationale Wohngemeinschaft. Danke Erasmus.

Text und Bilder: Janina Renk

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