Donnerstag, 20. November 2014

Junge Literatur für eine neue Generation

Der Literaturbetrieb überschwemmt sein Publikum alljährlich mit abertausenden von Neuerscheinungen. Es fällt schwer, in dieser Masse die Stimme der jungen Generation herauszuhören. Im Jahr 2008 haben vier Würzburger Studenten beschlossen, dass das nicht so bleiben muss. Ihr Verlag „stellwerck“ darf sich heute nicht nur mit namhaften Jungautoren, sondern auch mit einer Kunstvilla in der Zellerau schmücken. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht jedoch nach wie vor die Förderung des noch unbekannten literarischen Nachwuchses.

Breite Plattform für Nachwuchsdichter

Angehende Autoren, die in einem vom Mainstream bestimmten Literaturbetrieb keinerlei Beachtung finden würden, werden vom „stellwerck“-Team immer ernst genommen. „Unser Ziel ist es, bereits heute die Gegenwartsliteratur von morgen vorzustellen“, erklärt Christine Ott, Alumni der Uni Würzburg und Mitbegründerin des Verlages. Und Michael Pfeuffer, ihr Kollege bei „stellwerck“, ergänzt: „Unser Verlagsprogramm ist nicht eng begrenzt. Unsere Autoren bestimmen unser Programm mit ihren Einsendungen.“ Dementsprechend bietet der Verlag nicht nur eine große inhaltliche Vielfalt, sondern veröffentlicht von Lyrik über Romane bis hin zu Kurzgeschichten auch die unterschiedlichsten literarischen Ausdrucksformen. Bisher sind Lyrik- und Prosaanthologien sowie ein Roman bei „stellwerck“ erschienen. Außerdem ist eine Poetry Slam-CD in Planung. Die Kontaktaufnahme zum Verlag funktioniert dabei recht unkompliziert. Angehende Autoren sollten ihre Texte am besten per Post mit einem kurzen Lebenslauf an „stellwerck“ senden. Das Team bemüht sich in jedem Fall um ein zeitnahes Feedback.

Wollen jungen Autoren eine neue Plattform eröffnen: Michael und Christine vom "stellwerck"-Verlag


Slam-Workshops mit Pauline Füg

Doch nicht nur die Literatur der Generation jenseits der 20 steht im Mittelpunkt des Konzepts von „stellwerck“. „Die Nachwuchsförderung ist uns besonders wichtig“, erklärt Michael. „Wir bieten jungen Leuten die Möglichkeit, sich völlig ungezwungen im Spiel mit der Sprache zu versuchen.“ Dies gelingt vor allem durch Workshops, mit welchen der Verlag Schüler aller Stufen erreicht. Nicht zuletzt dank des Engagements der bekannten Poetry-Slammerin Pauline Füg, die mit dem Lyrikband „die abschaffung des ponys“ ebenfalls im Würzburger Verlag veröffentlicht hat, finden besonders die Poetry Slam-Projekte bei den Teenagern großen Anklang. Die Workshops funktionieren hierbei auch als spielerische Form der literarischen Rekrutierung: „Wir haben vor kurzem den ersten U20-Slam der Region veranstaltet“, berichtet eine sichtlich stolze Christine. „Unsere Workshops helfen jungen Leuten dabei, ihre Schüchternheit abzulegen, ihre Gedanken offen zu äußern und sich mit ihrer Kunst an die Öffentlichkeit zu wagen.“

Kunsterlebnisse in der Villa Jungnikl

Seit diesem Herbst ist der Verlag außerdem stolzer Mitinitiator der Villa Jungnikl, welche zu einem Zentralorgan junger Kunst und Kultur in der Domstadt werden soll. Gemeinsam mit dem Verein „Kunst im öffentlichen Raum“ organisieren die jungen Verleger in dem Haus in der Zellerau Abendveranstaltungen sowie Schreib- und Kreativworkshops. Am 21. November lädt die Villa Jungnikl zur „ersten Feiererei“ mit Jazz, Blues, einer Foto-Vernisage und – natürlich – Dichtkunst. Denn bei dieser Gelegenheit wird Axel Roitzsch aus seinem im „stellwerck“-Verlag erschienenen Roman „Der Redner“ vortragen.


Axel Roitzsch wird in der Villa Jungnikl aus seinem Erstlingswerk vortragen

 
Bedarf an ehrenamtlichen Helfern

Die jungen Verleger sehen zuversichtlich und voller Tatendrang in die Zukunft. Mit dem Engagement in der Villa Jungnikl wachsen zugleich Aufgaben und Verantwortung. Christine und Michael freuen sich daher immer über die Unterstützung ehrenamtlicher Helfer, die Teil dieses Projekts werden möchten. Die Aufgaben sind dabei so vielseitig wie die Werke, die in ihrem Verlag erscheinen. „Ob nun im Lektorat, als Bezugsperson für die Autoren oder hinter der Abendtheke – es bestehen viele Möglichkeiten, sich bei 'stellwerck' einzubringen.“

Mehr Infos unter stellwerck.de


Text: Katharina Stahl
Bilder: stellwerck Würzburg

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