Dienstag, 7. Oktober 2014

Rezension: "Madama Butterfly" im Mainfranken Theater

Einen sehr bewegenden Abend bescherte uns am Sonntag mal wieder das Mainfrankentheater Würzburg. Mit Giacomo Puccinis Oper „Madama Butterfly“ gelang dem Ensemble eine Inszenierung der ganz besonderen Art: Die Darstellung des Aufeinandertreffens zweier grundverschiedener Kulturen mit großen Emotionen und dennoch starker, politischer Wirklichkeitsnähe.

Die tragische Geschichte der jungen japanischen Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, die sich voller Hoffnungen in die zum Scheitern verurteilte Ehe mit dem strahlenden amerikanischen Marineoffizier Pinkerton stürzt, zeigt auf anschauliche Weise die menschlichen Abgründe einer ganzen Epoche. Stellvertretend für den Imperialismus der Vereinigten Staaten treibt Pinkerton als überheblicher, westlicher Draufgänger seine selbstlose Ehefrau genauso leidenschaftlich wie leichtfertig ins Verderben und beraubt sie obendrein ihrer kulturellen Identität. Gerade die Hervorhebung dieser Aspekte ist der Interpretation des Mainfrankentheaters durch Arila Siegert zu verdanken, die sich von der gängigen, eher unkritischen Darstellung unterscheidet und auf frühere, differenziertere Fassungen des oft geänderten Werkes zurückgreift.

Neben den Problemen der Weltgeschichte wurde auch eine traurige, aber dennoch schöne Liebesgeschichte gesungen, begleitet von den sehnsüchtig pathetischen Klängen des Orchesters unter der Leitung von Enrico Calesso. Trotz des italienischen Textes war nach und nach immer stärker die japanische Atmosphäre des Werkes zu spüren, was unter anderem an der für Würzburger Verhältnisse recht wirklichkeitsgetreuen Kostümierung und Bühnengestaltung lag. Nachdenklich und zufrieden sind wir an diesem Abend nach Hause gegangen und freuen uns auf weitere Vorstellungen in der vor uns liegenden Spielzeit unter dem Motto „Krieg und Frieden“.



Text: Stefanie Ebert, Carina Peter
Bild: Mainfranken Theater

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