Sonntag, 31. August 2014

Studi- und Kulturticker vom 1. bis 7. September 2014


KINO!

Diese Woche halten die beiden wohl schönsten Themen Einzug ins Kino: Liebe und Essen.

Noch bis Mittwoch kann man sich mit „Can a Song save your Life“ und „Doktorspiele“ auf zwei recht unterschiedliche Filme zum Thema „Liebe“ freuen. Ersterer ist recht dramatisch und handelt von einem Indie-Label-Produzenten, der keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht, aber von einem selbstkomponierten Lied einer jungen Songwriterin mit Liebeskummer zurück in die Realität katapultiert wird.
Für die American-Pie-Fans unter den Würzburgern dürfte allerdings die Jugendkomödie „Doktorspiele“ interessanter sein.

In der Komödie „Madame Mallory und der Duft von Curry“ hingegen geht’s ums Essen. Wie Essen Nachbarn spalten und zu Feinden machen kann, stellen Madame Mallory – Besitzerin eines französischen Edelrestaurants der ersten Klasse – und der indische Familienpatriarch Papa – Eigentümer eines indischen Restaurants – auf beeindruckende und amüsante Weise dar.

MUSIK!

Orgelfans aufgepasst! Noch bis Ende September könnt ihr euch jeden Samstag um 11.30 Uhr von der Orgelmusik verschiedenster Musikepochen in der Augustinerkirche am Dominikanerplatz berieseln lassen. Das Ganze findet unter dem Motto „Würzburger Tastenspiel – Aperokonzerte in der Augustinerkirche“ statt.

FEIERN!

Trotz der Semesterferien ist noch etwas geboten in Würzburg!
Am Freitag kann man sich beispielsweise im Zauberberg von elektronischer Musik beschallen lassen oder sich zum „Mr. Saxobeat Abend“ im Tirili einfinden. Für Mitglieder des weiblichen Bevölkerungsteils gibt’s dort Prosecco und Eintritt gratis dazu.
Wer einen gemütlichen Abend bevorzugt, auf den wartet noch bis zum 7. August die Würzburger Weinparade.

Dienstag, 26. August 2014

Max & Julius Sommerlesetipp # 3: "Die Stadt der träumenden Bücher" von Walter Moers


Willkommen in Buchhaim

Eine Stadt, durchdrungen vom schweren Aroma antiquarischer Folianten und frischaufgebrühten Kaffees. Ein wahres Mekka für Bücherfreunde und Leseratten, die jeden Abend Dichterlesungen zur „Holzzeit“ zelebrieren und Schriftsteller mit an Religiösität grenzender Hingabe verehren. Dem dichtenden Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz kommt es mehr als gelegen, dass ihn seine Suche nach dem Verfasser eines geheimnisumwitterten Manuskripts ausgerechnet nach Buchhaim verschlägt. Die romantischen Fassaden der Stadt bekommen jedoch schon bald Risse. Denn Hildegunst muss feststellen, dass Buchhaim nicht von der unschuldigen Liebe zur Literatur regiert wird, sondern von geldgierigen Agenten, skrupellosen Verlegern – und einer hochbrisanten Verschwörung. Doch diese hat längst beschlossen, den umtriebigen Lindwurm in die Katakomben unterhalb der Stadt zu verbannen – in das finstere Refugium der Buchlinge, Harpyren und Bücherjäger, das wahnsinnige Reich des Schattenkönigs.

Auf der Suche nach einem Phantom

„Die Stadt der träumenden Bücher“ ist der vierte Roman, der auf dem fiktiven Kontinent Zamonien spielt. Dieser sagenumwobene Erdteil beheimatet bereits Helden wie einen gewissen Käpt’n Blaubär, der uns allen aus unserer Kindheit bekannt sein dürfte. Mit dieser Erzählung aus den Katakomben von Buchhaim trat jedoch erstmals der wahre Autor der Zamonien-Romane in das Licht der Öffentlichkeit: Hildegunst von Mythenmetz, der größte Schriftsteller des Kontinents. Walter Moers, so wurde endlich ersichtlich, ist nur der Übersetzer der Mythenmetzschen Werke, keinesfalls ihr Urheber. Ein Versteckspiel, das seit Erscheinen der „Stadt der träumenden Bücher“ im Jahr 2004 konsequent eingehalten wird. Der auch als renommierter Comic-Autor („Adolf“, „Das kleine Arschloch“) bekannte Moers meidet die Öffentlichkeit und tritt völlig hinter seinem Alten Ego, dem so gar nicht öffentlichkeitsscheuen Lindwurm, zurück. So kann es schon einmal vorkommen, dass „Hildegunst von Mythenmetz“ Moers auf dessen facebook-Seite wegen seiner stümperhaften Übersetzungen mit Häme überzieht – und dafür den Beifall der Moers-Leser findet. Die Suche nach Walter Moers gestaltet sich ähnlich wie jene nach dem Schattenkönig in der Dunkelheit der Katakomben. Es ist die Jagd nach einem Phantom.

Eine fantastische Reise durch die Literatur

„Die Stadt der träumenden Bücher“ ist gleichzeitig Kern- und Meisterwerk der Zamonien-Reihe. Denn der Bericht des Ich-Erzählers Hildegunst von Mythenmetz ist ein Glanzstück nicht nur der phantastischen Literatur. Zugleich Märchen, Abenteuergeschichte, Schelmenstück und Krimi, spielt der Roman voll diebischem Vergnügen mit literarischen Formen und stellt immer wieder subtile Bezüge zu bekannten Vertretern der deutschen Literaturgeschichte her. So beschwert sich Hildegunst etwa über die Dominanz eines gewissen Ojahnn Golgo van Fontheweg, dem „Platzhirsch der zamonischen Klassik“. Doch nicht nur Germanistikstudenten werden ihren Spaß daran haben, die Rätsel und Anspielungen dieses Romans zu entwirren. Sein feiner Humor ist seiner intensiven Sprachgewalt ebenbürtig und so ist es sicher keine gute Empfehlung, im vollbesetzten Zug in diesem Buch zu schmökern. Denn während man die komischen Szenen kaum ohne zumindest verhaltenes Gekicher lesen kann, werden auch hart erprobte Vielleser nicht behaupten können, auf den letzten Seiten die Fassung behalten zu haben. Wenn der Schattenkönig sein wahres Antlitz zeigt und Hildegunst schließlich seinen Weg zum Dichtertum findet, vereinen sich sämtliche der vielfältigen Romanmotive zu einer einzigartigen Hymne auf die Literatur, die Kunst und das Leben.


Text: Katharina Stahl
Bild: Piper Verlag

Montag, 25. August 2014

Studi- und Kulturticker vom 25. bis 31. August 2014



KULTUR !

Das Universitätsklinikum lädt momentan (bis 31.10.2014) zur Ausstellung BilderAugenBlicke ein. Hier werden ganz besondere Kunstwerke gezeigt – gemalt von Kindern und Jugendlichen der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Zentrums für Psychische Gesundheit, im Rahmen einer Kunsttherapie. Es werden Einblicke gewährt die selbst Kunstbanausen nicht kalt lassen und zum Nachdenken anregen.

FEIERN!

Eingefleischte Elektro-Fans sollten sich am Freitag auf den Weg ins Airport begeben. Dort werden euch die Hamburger DJs von Moonbootica, die schon seit den 90ern zusammen auflegen, ordentlich einheizen.  Wer es etwas „ruhiger“ mag oder einen netten Ort zum Vorglühen sucht und sich von dem recht herbstlichen Augustwetter nicht einschüchtern lässt, der kann ab Donnerstag auf der Würzburger Weinparade am Markplatz, den ein einen oder anderen edlen Tropfen genießen. 

MÄDCHENSACHE!

Mädels aufgepasst: Am Sonntag geht der Mädchenflohmarkt im Zauberberg in die nächste Runde! Auch bei schlechten Wetter ein absolutes Muss für Freundinnen der Nachhaltigkeit, Vintage-Liebhaberinnen und Schnäppchenjägerinnen. Von 14 Uhr bis 18 Uhr könnt ihr hier neue Lieblingsstücke ergattern oder altgewordene loswerden.

Donnerstag, 21. August 2014

Kommentar: Mobilität und Hochschulwechsel in Zeiten der Bologna-Reform




Ein Hauptpunkt der Bologna-Reform ist die Förderung der Mobilität. "Förderung der Mobilität durch Überwindung der Hindernisse, die der Freizügigkeit in der Praxis im Wege stehen, insbesondere - für Studierende: Zugang zu Studien- und Ausbildungsangeboten und zu entsprechenden Dienstleistungen" heißt es in der Erklärung von Bologna. Doch was heißt Förderung von Mobilität?



Bei dieser Formulierung wird das nicht so leicht klar. Man könnte darunter auch die Anbindung der Universitäten an die öffentlichen Verkehrsmittel verstehen. Tatsächlich, das wird häufig nicht hinreichend erklärt, geht es um einen leicht möglichen Hochschulwechsel ohne erbrachte Leistungen zu verlieren. Das war vor der Reform nicht vorgesehen. Wollte man früher die Hochschule wechseln so gab es keine rechtliche Garantie, die Leistungen anerkannt zu bekommen. Man musste schlimmstenfalls wieder ganz von vorne anfangen. Die Praxis sah allerdings anders aus. Häufig war ein Hochschulwechsel im selben Fach mit einem Vordiplom oder einer bestandenen Zwischenprüfung möglich, da die Hochschulen darauf vertrauen konnten, daß ihre Zwischenprüfungen vergleichbar waren.



Mit der Reform sollte diese Praxis rechtsverbindlich werden, womit die Studenten bei der Anerkennung nicht mehr auf den guten Willen der Prüfungsämter angewiesen sind. Dazu ist das sogenannte Leistungspunktesystem ECTS gedacht. Damit sollte es auch rechtlich möglich sein, ohne Probleme die Hochschule zu wechseln. Das macht es natürlich auch notwendig für die Hochschulen, die Studienstruktur anzupassen, damit sie vergleichbar wird. Da es das erste Ziel der Bologna-Reform ist, einen einheitlichen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Dabei geht es aber nicht nur um die Standorte in Bayern oder Deutschland, sondern um die Hochschulen aller Länder, die der Bologna-Erklärung beigetreten sind, vom Polarkreis bis zum Mittelmeer. Es verwundert nicht, wenn es zu Problemen bei der Anrechnung von Leistungen kommt, wenn jemand z. B. vom Baltikum nach Südeuropa wechseln will oder umgekehrt.



Zumindest aber innerhalb Deutschlands müsste das klappen, sollte man meinen. Es ging ja früher auch. Doch die Realität sieht anders aus. Was früher anerkannt wurde, geht heute oft nicht mehr, wenn es rechtlich nicht vorgesehen ist. Module müssen gleich sein, damit sie anerkannt werden. Die Studiengänge des Bachelor-Master-Systems sind oft in mehr verschiedene Richtungen spezialisiert. Studierte man früher Mathematik oder Physik und nahm das jeweils andere als Nebenfach, so gibt es heute auch mathematische Physik und Computational Mathematics. Neben den Fächern Theologie und Philosophie gibt es heute auch das Fach Philosophie und Religion an der Uni Würzburg. An anderen Unis können sie wieder anders heißen und inhaltlich anders zusammengestellt sein. Da mag dann manches anrechenbar sein, weil inhaltlich gleich. Wenn sich dann aber die Stundenzahl unterscheidet und damit auch die Anzahl der Leistungspunkte, dann gehen die Probleme schon los und das schon innerhalb Deutschlands, von Europa ganz zu schweigen.

Was also früher rechtlich nicht vorgesehen, aber praktisch möglich war, ist heute rechtlich verankert, aber praktisch schwierig.



Schreibt uns doch mal, was Ihr für Probleme mit Anrechnungen hattet.

Der Weg zum Abschluss wird immer mühsamer


 Text: Frank Alig

Foto: "Maximilian Mühlens" / www.jugendfotos.de

Sonntag, 17. August 2014

Studi- und Kulturticker: 18.-24. August 2014


Ausstellung!

Montags bis Donnerstags von 8 bis 18 Uhr kann der geneigte Würzburger Bürger im Rathaus eine Ausstellung zum Thema "Datenschutz" besuchen. Vom Eid des Hippokrates bis hin zum Enthüllungsskandal um Edward Snowden werden 2500 Jahre Datenschutz erlebbar gemacht und gleichzeitig aktuelle gesetzliche Grundlagen und neue Fragestellungen erörtert.

Historiker und historisch Interessierte dürfen die Sonderausstellung des Siebold-Museums nicht versäumen. Im Rahmen des Gedenkens an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs gewährt das Deutsch-Japanische Forum Würzburg Einblicke in den Alltag deutscher Kriegsgefangener in Japan und erläutert die Bedeutung des Fernen Ostens für den Verlauf des weltumspannenden Krieges. Die Ausstellung hat Dienstag bis Sonntag von 14.30-17.30 Uhr geöffnet.


Party!

Freunde der gepflegten House-Musik kommen am Wochenende in der Bombe auf ihre Kosten. Am Freitag und Samstag setzt es Elektro House, bis halb zwölf kosten alle Cocktails und Longdrinks nur 5 Euro.


Ausflug!

Wer die letzte Augusthälfte noch einmal für einen sommerlichen Ausflug auf dem Main nutzen möchte, kann ab 10 Uhr zu jeder vollen Stunde die Fähre Richtung Veitshöchheim besteigen. Dort lockt der schöne Schlossgarten dazu, den Unistress für ein paar Stunden einfach mal hinter sich zu lassen. Die Fahrt mit der Fähre kostet 8 Euro, für den Nachwuchs macht es 5 Euro. Abfahrt ist am Alten Kranen.

Mittwoch, 13. August 2014

Max & Julius Sommerlesetipp #2: Nullzeit von Juli Zeh

Fesselnd und abrgrundtief
Juli Zehs Nullzeit wird zum beklemmenden Rätsel um Lüge und Wahrheit

Fesselnder Psychothriller über eine verhängnisvolle Dreiecksbeziehung
 
 Taucht man mit einem Druckluftgerät, wird der Stickstoff in der Atemluft vom Gewebe und dem Blut des Tauchers aufgenommen. Umso höher die Tauchtiefe und somit der Umgebungsdruck, umso mehr Stickstoff löst sich im Körpergewebe. Kommt der Taucher zu schnell an die Oberfläche zurück, hat dies den gleichen Effekt, wie bei einer geschüttelten Mineralwasserflasche, die geöffnet wird. Der Tod kann Folge sein.
Die Nullzeit ist die Zeitspanne, die ein Taucher unter Wasser bleiben und anschließend ohne Pause zurück an die Wasseroberfläche kehren kann. Den Namen dieses Phänomens trägt Juli Zehs Roman Nullzeit.

Seltsame Charaktere

Die Schauspielerin Jolante Augusta Sophie von der Pahlen, die lieber Jola genannt werden möchte, ist mit ihrem Lebensgefährten Theo Hast nach Lanzarote gekommen, um sich auf ein Casting vorzubereiten. Sie möchte die Rolle der Lotte Hass bekommen, der berühmten Tauchpionierin, und sieht dies als letzte Chance, sich im Spielfilmbusiness zu etablieren. Theo ist Schriftsteller. Veröffentlicht hat er schon lange nichts mehr.  Auf Jola sieht er herab, behandelt sie schlecht. Sie ihn aber auch. Ein seltsames Paar, bei dem keiner so richtig durchsteigt.
Sven, gescheiterter Jurist – und zwar nicht an schlechten Noten, sondern an boshaften Professoren – lebt gemeinsam mit Antje auf der Insel. Die beiden führen eine Tauchschule und ein ruhiges Leben – bis Jola und Theo auftauchen. 14.000 Euro zahlen sie Sven für eine Rundumbetreuung. Nicht nur Tauchunterricht gibt es dafür, sondern auch 24/7 Chauffeurservice, Inselführungen und Abendbegleitung inklusive.

Folgenschwere Dreiecksbeziehung

Aus einem harmlosen Flirt Jolas mit Tauchlehrer Sven entwickelt sich eine folgenschwere Dreiecksbeziehung. Der hat Deutschland verlassen und will sich nicht in fremde Probleme einmischen. Das klappt bei dem irren Künstlerpaar so nicht. Nun wird er in einen Strudel aus Wahrheit und Lügen, Tätern und Opfern hineingezogen, gegen den er nicht mehr ankommt. Ein mörderisches Spiel, in dem er vom Zeugen zum Mitschuldigen wird, nimmt seinen Lauf.

Ein beklemmendes und kaltes Gefühl bleibt

Geschickt stellt Juli Zeh die Erinnerungen des Tauchlehrers Sven den Tagebucheinträgen Jolas gegenüber. Was sich anfangs noch die Waage hält, wird für den Leser zum großen Rätsel um Wahrheit und Lüge. Immer mehr driften die Berichte von Jola und Sven auseinander, bis am Ende kein einziges Detail mehr zueinander passt. Man stellt sich unweigerlich die Frage, wer der beiden sich seine Lügen zusammenfantasiert und wer die Ereignisse unverfälscht wiedergibt. Automatisch wird der Leser auf eine Seite gezogen, doch am Ende ist man sich auch hier nicht mehr sicher, ob man dem Richtigen Glauben geschenkt hat. Der Roman lässt ein beklemmendes und kaltes Gefühl zurück, wie es typisch für die Autorin ist.

Geschickte und durchdachte Komposition

Juli Zeh hat hier einen fesselnden und aufregenden Roman vorgelegt, der durch seine geschickte und durchdachte Komposition besticht. Ist man erst einmal über den Wendepunkt der Geschichte hinaus, fällt es schwer ihn wieder niederzulegen. Die Neugierde, die von einem unguten Gefühl getragen wird, lässt dem Leser keine Ruhe und treibt ihn zum Weiterlesen an. Nicht verwunderlich also, wenn man alles um sich herum stehen und liegen lässt, um den Ausgang der kuriosen Dreiecksbeziehung zu erfahren. So ganz zufrieden lässt das Ende einen aber nicht zurück. Noch eine Weile wird man über das Gelesene nachdenken und sich die Frage nach der Wahrheit stellen.
Ganz typisch für die Autorin werden auch in Nullzeit wieder Chaos und Ordnung gegenüber gestellt. Bekannt ist diese Konstellation bereits aus Romanen wie Spieltrieb oder Corpus Delicti. Die beiden Antagonisten stehen im krassen Gegensatz und der Roman stellt wie gewohnt Fragen zu Neuaufbau von Sinn und Moral, wenn tradierte Werte zur Bedeutungslosigkeit geworden sind.

Die Juristin kann es nicht lassen

Wie auch andere Werke von Juli Zeh ist Nullzeit von Juli Zehs Werdegang geprägt. Bei der politisch engagierten Juristin, die ihr literarisches Zweitstudium in Leipzig absolvierte, werden immer wieder rechtliche Problematiken zum Thema gemacht. Auch hier, wo man es eigentlich nicht mehr erwartet, überrascht das Ende nicht nur mit einem Mord, sondern auch mit dessen etwaigen juristischen Konsequenzen. Hieraus resultiert letzten Endes auch die spannende Form der Gegenüberstellung von Tagebucheinträgen und Erinnerungen. Juli Zeh kann einfach nicht von ihrer juristischen Denkweise lassen. Das tut diesem fesselnden und abgrundtiefen Werk jedoch keinen Abbruch.
 
Text: Beatrice Kennepohl
Bild: Schoeffling & Co Verlag