Donnerstag, 10. Juli 2014

"Konkrete Pläne gibt es nicht"


Peter Wiegand vom Baureferat der Stadt Würzburg zu den Zukunftsplänen für das MOZ

Während die Bürgerinitiative „Rettet das MOZ“ für den Erhalt der Mozartschule plädiert, weiß die Stadt noch gar nicht, wie es jetzt weiter geht. Bisher war der Stadtrat immer mehrheitlich für einen Abriss, doch nach den letzten Kommunalwahlen könnte das bald infrage gestellt werden. Das aktuelle Stimmungsbild ist bisher noch nicht bekannt.

Erhalt oder Abriss? Wie es mit der ehemaligen Mozartschule weiter geht ist noch unklar


Max & Julius: Der Stadt wird vorgeworfen, dass sie sich nicht genügend um den Erhalt der Mozartschule gekümmert hätte. Stimmt das?


Peter Wiegand: Das ist soweit eigentlich sogar zutreffend. Wir haben uns nicht in dem für den Erhalt erforderlichen Maße gekümmert, weil seit Ende der neunziger Jahre vom Stadtrat und der Verwaltung gleichermaßen die Meinung vertreten worden ist, die Schule wird abgerissen. Der Bauplatz soll veräußert und das Areal insgesamt einer anderen Nutzung zugeführt werden. Insofern hat sich die Frage nach dem Erhalt bislang nicht gestellt. 


M&J: Wieso sah der Stadtrat bisher die Mozartschule nicht als erhaltenswert an?


Wiegand: Die Mehrheit der Politik hat sich bislang dafür ausgesprochen, die Innenstadt mit zusätzlichen Einzelhandelsflächen zu stärken und war der Meinung, dass das Mozartareal dafür grundsätzlich geeignet erscheint. Die Einzelhandelsattraktivität zu steigern und somit auch die Attraktivität der gesamten Stadt. Begründen lässt sich dies mit dem unbestritten maroden Zustand der Schule. Der finanzielle und technische Aufwand, der betrieben werden müsste, um dieses Gebäude wieder für eine schulische oder andere kulturelle Nutzung zu ertüchtigen, ist dermaßen hoch, dass sich das zunächst nicht lohnt. Also wurde sie grundsätzlich in Frage gestellt und als Platz für andere sinnvolle städtische Nutzungen erwogen.
Auch wenn die Mozartschule formal ein Denkmal ist, ist der angenommene kulturelle Wert, als Zeugnis der Nachkriegsmoderne, natürlich umstritten. Viele tun sich damit schwer, die Mozartschule als Denkmal anzusehen und haben eine eigene Meinung. Insofern ist der klare Stadtratsbeschluss zum Abriss der Schule, dar nach wie vor  Gültigkeit hat, durchaus von vielen nachzuvollziehen. Allerdings stammt dieses Meinungsbild aus der Zeit vor der letzten  Kommunalwahl. Inzwischen ist spürbar, dass von einigen Stadträten anders gedacht wird. Auch einige neue Stadträte neigen zum Erhalt oder zumindest Teilerhalt. Das Verhältnis im Stadtrat könnte sich also verändert haben. Das wurde aber noch nicht abgeprüft und wir haben dazu kein aktuelles Stimmungsbild aus dem Stadtrat. Wir wissen also nicht, ob die Mehrheit noch für den Abriss oder einen Teilerhalt ist. Das wird sich bald zeigen.


M&J: Es gibt also aktuell noch keine konkreten Pläne, was mit dem Mozartareal geschehen soll?


Wiegand: Konkrete Pläne gibt es nicht. Es gibt ein Angebot und ein Konzept eines Investors und dieses deckt sich zu hundert Prozent mit dem, was der Stadtrat sich damals vorgestellt hat und was wir als Verwaltung europaweit ausgeschrieben haben. Was wir nicht sicher beantworten können ist, ob das, was der Stadtrat mit breiter Mehrheit und unserer Unterstützung bestellt hat, – ein Einkaufszentrum – sich noch mit den heutigen Überlegungen und Vorstellungen  im jetzigen Stadtrat deckt. Es scheint daher sinnvoll, dass sich der Investor gemeinsam mit dem Stadtrat über das Konzept verständigt, man konstruktive Verhandlungen aufnimmt und man sich auch als neues Mitglied des Stadtrates eine Meinung dazu bilden kann.


M&J: Es könnte also auch sein, dass die Idee vom Einkaufszentrum wieder verworfen wird, hin zur Kultur- und Bildungsidee, die dort momentan besteht?


Wiegand: Grundsätzlich ja. Das ist durchaus möglich. Das derzeit durchgeführte Verhandlungsverfahren lässt eine große Bandbreite an Möglichkeiten zu. Bereits in der Ausschreibung hat der Stadtrat darauf Wert gelegt, dass der Erhalt oder Teilerhalt der Anlage möglich und eigenverantwortlich vom Bieter zu überprüfen ist. Es ist daher denkbar und legitim, dass der neue Stadtrat bei der Bewertung des Konzeptes andere Schwerpunkte setzt und den Investor mit der Frage konfrontiert, die Schule in Gänze oder zumindest in Teilen zu erhalten, oder sogar bei der eingeschränkten Forderung nach einem Abriss bleibt. Eine spannende Fragestellung, die jetzt noch erörtert werden muss.

M&J: Vielen Dank für das Interview!

Interview: Beatrice Kennepohl 
Bild: Judith Dauwalter

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